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Jede Boxe verfügt über einen grosszügigen Auslauf.
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Pferde sind ihre Passion

19.05.2015 15:27
von  Sonja Grob //

Was auf der Anhöhe in Root vor gut 40 Jahren gebaut wurde, war damals sicher ein Paradestall. Doch der Zahn der Zeit nagte an allem und bereits 2006 sah es heruntergekommen aus. Nicht mehr zu vergleichen mit damals ist die Anlage, mit der sich Andrea Sigrist Murphy gemeinsam mit ihrem Gatten Kevin Murphy einen Traum erfüllte.

Wie Andrea Sigrist Murphy sagt, war sie schon immer pferdeverrückt. Neun­jäh­rig begann sie zu reiten, mit 18 erwarb sie die Dressurlizenz und mit 25 ihr erstes Pferd. Fast zehn Jahre später folgte die Springlizenz und sie war auf Turnieren unterwegs. Es folgte ein zweites und drittes Pferd und irgendwann fing mit ihrem Ehemann die Suche nach einem eigenen Stall an.

Andrea Sigrist Murphy und Kevin Murphy mit ihren Hunden und Adeway, einem ihrer Springpferde.

«Kevin entführte mich eines Tages hierher», erzählt sie. Aber so wie es damals aussah, war ihre Reaktion: «Meine Pferde in diesen Stall – nie im Leben.» Der Grundstein wurde jedoch mit dem Kauf der Anlage und des Landes am 1. August 2007 gelegt und die grosse Planung fing an.

Pferdegerecht und technisch perfekt

Der Weg bis zur Baubewilligung war lang und kos­te­te viel Geduld, doch die Ge­mein­de unterstützte das Vor­haben des Ehepaars und heute präsentiert sich eine hochmoderne, pferdegerechte Anlage auf der An­höhe über Root. Die 70 mal 30 Meter grosse Halle ist ebenso wie der Aussenplatz mit einem Ebbe-Flut-Boden ausgestattet und alles im und um den Stall verfügt über die neuste Tech­nik. Hier spürt man die Leidenschaft des Hausherrn Kevin Murphy. Seine frühere Beratertätigkeit in der Informatik übt er zwar nicht mehr aus, doch war er federführend in den Belangen der Bauten. Jede Bo­xe und die Stallgänge sind videoüberwacht, Touch-Panels sind an allen wichtigen Orten platziert, über welche das Licht, das Radio und der CD-Player gesteuert werden können. Lachend gibt er zu: «Das sind meine Spielzeuge.»

Hell und grosszügig sind die Stallungen gebaut.

Neben der Wohnung für ihren Bereiter Peter Burri im oberen Stock sind drei Studios für die Mitarbeitenden vorhanden, ein gros­ses internes Restaurant, ihr Büro, ein privater Rückzugsort und dies alles mit modernsten, pflegeleichten Bodenbelägen und lichtdurchflutet. Auch an Menschen mit einem Handicap wurde gedacht, die mit dem Rollstuhllift in den oberen Stock gelangen können.

165'000 Kubikmeter Erde aufgeschüttet

An der Hallenlängsseite sind elf Boxen mit Auslauf, welche für die eigenen Pfer­de des Ehepaars reserviert sind. Denn inzwischen sind es deren 14 und zwei Fohlen, welche in den letzten Wochen geboren wurden. Auf dem aufgeschütteten Land, wo es vorher steil hinunterging, stehen vier weitere Stallgebäude mit jeweils acht Boxen. Aber woher nimmt man solche Mengen Aushub? 70'000 Kubik stammen aus einer anderen Baustelle von den beiden – «Bauen ist unser Hobby», wirft der Irländer lachend ein. Und der Rest wurde von umliegenden Aushüben dazugekauft. «Drei dieser vier Ställe möchten wir an ambitionierte Springreiter vermieten, welche ihre Sportpferde selbst betreu­en», erklären sie. Natürlich sind auch einzelne Pen­sio­nä­re willkommen.

Viel unterwegs

«Wir sind ein Sportstall», so Andrea Sigrist Murphy, «und wollen dies bleiben.» Die Begeisterung für den Springsport zeigte sich auch mit dem Kauf von Verdi, den sie vor einigen Jahren Pius Schwizer zur Verfügung stellten, bevor er nach Kanada verkauft wurde. Heu­te ist ihr Bereiter Peter Burri mit ihren eigenen Pfer­den auf Turnieren unterwegs und wenn immer es geht, begleiten sie ihn. Anfangs 2015 war dies leider nicht so oft möglich wie letztes Jahr. Das soll sich aber jetzt, wo alles fertiggebaut ist, wieder ändern. Neben einigen Turnieren in der Schweiz stehen auch solche in Italien und Frankreich auf ihrem Programm. Doch zuerst wird die Fertigstellung des neuen Reit­sportzentrums gefeiert. Am 30. Mai lädt das Ehepaar zum Tag der offenen Türe ein, wo sich alle Interessierten ein Bild von der modernen und pferdegerechten Anlage machen können.

Ideal für Turniere

Mit dem Bau ihres Sportstalls haben Andrea Sigrist Murphy und Kevin Murphy nicht nur an ihre eigenen Pferde und künftigen Mieter gedacht. Die Infrastruktur ist so ausgebaut, dass hier auch Concours stattfinden können. Zum einen wür­den sie gerne Luzerner Vereinen, welche nicht über den nötigen Platz verfügen, ihre Anlage vermieten. Ausser der Zeitmessung müsste nichts mitgenommen werden. In der Halle und beim Aussenplatz wurden Richterhäuschen gebaut, in denen es auch für das Sekretariat und die Parcoursbauer Platz hat.

Bereits für Concours eingerichtet ist neben der Halle auch der Aussenplatz mit Richterhäuschen.

«Die technischen Einrichtungen sind alle vorhanden», erklärt Kevin Mur­phy, was bei seiner Leidenschaft für Technik nicht verwundert. «Laptop mitnehmen, einstecken und alles läuft.» Das Licht in der Halle entspricht dem Tageslicht und der Aussenplatz kann mit Flutlicht beleuchtet werden.

Grosses finales Ziel

«Nächstes Jahr werden wir ein paar regionale und nationale Concours organisieren, damit wir sehen, ob alles perfekt funktioniert mit der Technik», erklärt Andrea Sigrist Murphy. In den folgenden Jahren soll es dann mit Ein- bis Vierstern-Turnieren weitergehen. Ih­re Anlage ist für solche Gross­an­läs­se ausgerichtet, denn bereits jetzt ist der Platz für Transporter, VIP-Zelte und Tribüne vorhanden. Neben der Halle und dem Aussenplatz steht auch eine grosse Wiese zur Verfügung. Zurzeit laufen die Kaufverhandlungen für ein weiteres grosses Stück Land, wo Stallzelte aufgestellt werden könnten.

Früher fand im Jahresturnus mit dem CSIO der gröss­te internationale Pferdesport-Event der Schweiz in Luzern und St. Gallen statt. Seit einigen Jahren ist Luzern nicht mehr dabei und das soll sich ändern. „Wir wollen den CSIO Schweiz wieder nach Luzern holen“ erklären Andrea Sigrist Murphy und Kevin Murphy einstimmig. Sie sind sich bewusst, dass es für dieses grosse, finale Ziel noch etwas Zeit braucht. Den Traum vom eigenen Reitstall haben sie sich erfüllt, also steht dem nächsten Traum nichts im Wege.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 19/2015)

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