Suche
Der Stall du Mont in Olten.
Previous Next
Aktuelle Themen

Reitschule, Pension und Landwirtschaft mit Herzblut

28.06.2016 10:32
von  Karin Rohrer //

Olten ist mit 18000 Einwohnern die grösste Stadt des Kantons Solothurn und ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Hier treffen jede halbe Stunde Züge aus allen Richtungen ein und bedingt durch den Durchgangsverkehr auf den Strassen ist in der Innenstadt häufig mit Staus zu rechnen. Von alledem merkt man auf dem Hof Stall du Mont nichts.

Markus und Ursula (l.) betreuen Lehrlinge Pferdewart und Pferdefachfrau sowie Praktikantinnen. Scheckwallach Vinnetouch du Mont stammt aus eigener Zucht.

Idyllisch unter dem Wald der Hügelreihe Born gelegen, etwas oberhalb von Olten, mit einer phänomenalen Aussicht auf den Talkessel findet sich hier ein Ort der Ruhe. Betriebsleiter Markus Wyss ist eidgenössisch diplomierter Landwirt mit Fähigkeitsauweis und bietet nebenbei diverse Lohnarbeiten wie Mähen, Silieren oder Pflügen an. Heu und Stroh für die 30 Pferde im Stall du Mont kommen aus eigener Produktion und in Sachen Pferdefütterung macht ihm niemand so leicht etwas vor. Schon seine Eltern haben den Hof, welcher der Einwohnergemeinde Olten ge­hört, in Pacht bewirtschaftet, bis 1993 als Milchwirtschaftsbetrieb mit Kühen und einer kleinen Pferdezucht. Als sich die Frage aufdrängte, ob die Pferde oder die Kühe verkauft werden sollten, war für Markus ziemlich schnell klar, dass er den Hof Richtung Reitstall auf- und umbauen wollte. «Angefangen haben wir mit zehn Pferden, dann kamen Pferde in die Ausbildung und Reitschulpferde», erklärt der 58-Jährige, welcher einige erfolgreiche Schweizer Warmblutpfer­de züchtete wie beispielsweise die Prämienstutensiegerin Riana du Mont oder den mit viel Springvermögen ausgestatteten Prin­ce du Mont. Früher an Fuchs­jagden anzutreffen, sieht man Markus heute eher selten im Reitsattel, eher auf dem Traktor. «Oder er kurvt in seinem Mustang umher», lacht Ursula Friedli, welche seit knapp 20 Jahren an seiner Seite ist und den Stall du Mont mit Markus gemeinsam aufgebaut hat.

Dem Springreiten verschrieben

Die 52-jährige Pferdenärrin hat eine landwirtschaftliche Ausbildung sowie die Handelsschule absolviert und 15 Jahre in einem Labor für Landesprodukte gearbeitet. Die Vereinstrainerin ritt frü­her Military und schlug den Weg zur Springreiterin ein. Klassierungen bis 135 Zentimeter und ein dritter Rang am Berner Cupfinal gehen auf ihr Konto.

Der Stallteil mit den Aussenboxen ist in der Nähe des Sandvierecks und Longierzirkels.

Die aktive Concoursreiterin ist mit ihren vier Warmblütern auf den Springplätzen unterwegs, manchmal auch in Begleitung ihrer Lehrtöchter, die ebenfalls starten können. Auf dem Betrieb ist sie für die Ausbildung von Reiter und Pferden jeden Alters in den Sparten Dressur und Springen zuständig. Zudem zeichnet sich Ursula verantwortlich für die Lehrlinge und Praktikantinnen auf dem Hof. Eine gute Seele im Stall ist Heidi Affoltern, wel­che bei Brevet-Lehrgängen, Kinderausbildung, Eventorganisation und vielem mehr mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch auf ein kleines, aber feines Team an berufstätigen Frau­en, die in ihrer Freizeit im Stall du Mont mit anpacken, darf gezählt werden. Ursula und Markus sind seit 25 Jahren zusammen und haben vor einem Jahr geheiratet. Gemeinsam bewältigen sie den arbeitsreichen, aber dafür abwechslungsreichen Alltag auf ihrem Hof.

Programm auch für die Jüngeren

«Damit auch schon die Kleinsten ein Ziel haben, bieten wir für Kinder ab acht Jahren ‘Steckenpferd-Stunden’ und jährlich gibt es den Brevetlehrgang sowie seit 23 Jahren eine Plausch-dressurprüfung», beschreibt Ursula die Aktivitäten der Reitschule, welche auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind. So werden für die Reitschüler gut ausgebildete Kleinpfer­de und feingliedrige Warmblüter eingesetzt. An die 50 Kinder pro Woche nehmen regelmässig Reitunterricht und auch Pensionäre profitieren vom Erfahrungsschatz der Reitlehrerin.

Das Sandviereck ist mit einem ganzjährig nutzbaren Boden ausgestattet.

Zwischendurch gibt Ursula noch externe Reitkurse für Vereine und übernimmt das Anreiten oder Ausbilden von Kundenpferden. Hier gehört auch das Vorstellen auf Concours zum Angebot, wenn dies gewünscht wird. 17 Pensionäre sind im Stall du Mont beheimatet, vor allem Freizeitreiter mit Warmblütern. Ihnen steht das Sandviereck ganzjäh­rig zur Verfügung, auch der Longierzirkel, der rund 17 Meter Durchmesser aufweist. «Wir benützen das Aussenviereck das ganze Jahr für die Reitstunden und haben es mit einem entsprechenden Boden ausgestattet», erzählt Markus Wyss.

Gesamthaft sind 30 Boxen mit Pferden belegt und es stehen Paddocks mit festem Boden für den Auslauf zur Verfügung.

Je nach Witterung besteht im Sommer die Möglichkeit, den eigenen Springplatz zu nutzen. Mit Solarium, Laufband, Putz- und Waschplatz ist die Infrastruktur gut ausgerüstet und im grossen Reiterstübchen lässt es sich gemütlich beisammensitzen.

Grosser Zusammenhalt unter den Pensionären

«Uns ist wichtig, dass alle Pferde jeden Tag rauskommen – entweder auf die festen Paddocks oder auf eine der Weiden. Mit eineinhalb Hektaren Winterweide dürfen die Pensionspferde auch raus, wenn das Wetter nicht optimal mitspielt», betont Ursula Fried­li. Dies wird natürlich seitens der Boxenmieter sehr geschätzt. «Einige der Pensionäre sind seit fast 20 Jahren hier und das ist nicht selbstverständlich», ergänzt Markus Wyss, welcher sich über die gemütliche Atmosphäre im Stall freut, auch wenn er «eigentlich eine konsequente Linie hat», wie er schmunzelnd bemerkt. Ursula und Markus möchten auch in Zukunft auf ihre drei bewährten Standbeine Reitschule, Pension und Landwirtschaft bauen und den Stall du Mont mit demselben Herzblut weiterführen.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 25/2016)

[...zurück]