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Ariane Ehrat, CEO Tourismus Engadin St. Moritz.
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«St. Moritz wird zum Mekka des Reitsports»

17.02.2015 13:36
von  Peter Wyrsch //

St. Moritz wird für die Schweiz zum Mekka des Reitsports. Nach dem White Turf und dem internationalen Polo-Turnier auf Schnee wird der Engadiner Ferienort Ende August erstmals ein internationales Vierstern-Springreit-­turnier mit einer Preissumme von annähend einer halben Million Franken austragen. Und für 2016 ist nach St. Gallen, Genf, Zürich und Basel das fünfte Fünfsternturnier in der Schweiz in Vorbereitung.

«PferdeWoche»: Sie rühren die Werbetrommel kräftig für den Tourismus im Oberengadin und für St. Moritz.

Ariane Ehrat: Als CEO bin ich Botschafterin der Region und dazu verpflichtet, die Werbetrommel zu rühren. Ich mache dies aber aus Überzeugung. St. Moritz und seine Umgebung mit den überdurchschnittlichen Sonnentagen und der klaren Luft auf 1856 Meter Höhe bieten alles. Gastfreundschaft, erstklassige Unterkünfte, Sportmöglichkeiten für alle, Sportveranstaltungen für Profis auf höchs­tem Niveau und für Amateure auf mittlerem Niveau. Daneben locken unsere einmalige Natur, die markanten Berge und Glamour. Ich halte St. Moritz für die beste Feriendestination der Welt im Winter und im Sommer.

Auch im Sommer?

Ja. Mir liegen Zahlen der Logiernächte in unserer Region von 2013 vor. Gesamthaft hatten wir stolze 1,6 Millionen Logier­nächte. 850000 entfielen auf den Winter und erstaunliche 750000 auf den Sommer. Unsere Bergwelt, unsere Natur locken auch im Sommer mit Wanderungen, Golf, Mountainbiken, Radtouren, Reiten usw. Wir bieten erstklassige Infrastrukturen und unternehmen alles, um unser Angebot ständig zu erweitern. Jährlich unterstützten die Gemeinde und die Tourismusorganisation unsere Top-Sportveranstaltungen. Der jährliche finanzielle Zuschuss für Sport­events durch die Tourismusorganisation beträgt eine knappe Million Franken.

Welche Sportarten werden angeboten?

St. Moritz ist regelmässig Veranstalter von Spitzen-sportevents. Wir veranstalten jährlich den Engadiner Skimarathon, Weltcuprennen im alpinen Skisport und im Bob, Snowboard- und weitere Langlauf-events, Skeleton, Cricket on Ice und zahlreiche Reitsport-Highlights. Der White Turf auf dem zugefrorenen St. Moritzersee hat Tradition seit 1907. Die Pferderennen im Februar auf Schnee locken seit Jahren Spitzenpferde und ­-jockeys aus aller Welt an. Nirgends in der Schweiz wird für einen Grossen Preis eine höhere Preissumme ausgeschrieben (111111 Franken, Anmerkung der Redaktion). Das wird auch vom Publikum honoriert, das spektakuläre Attraktionen und erstklassige Verpflegung erwartet. Das «Snow Polo World Cup St. Moritz», das dieses Jahr am letzten Januarwochenende stattfand, existiert seit 1985 und ist das wichtigste Poloturnier auf Schnee in der ganzen Welt. Tradition hat auch der Winter-Concours auf der Polowiese, der im Januar zum 57. Mal ausgetragen wurde und sich mit neuer Führung und erweitertem Rahmenprogramm wieder aufgefangen, neu positioniert und etabliert hat.

Reiten und Reitsport ist in St. Moritz Programm.

Nach jahrelanger, gewissenhafter Vorbereitung wird vom 27. bis 29. August erstmals ein dreitägiger internationaler Vierstern-CSI mit einer Preissumme bis zu 499000 Franken durchgeführt. Ein Organisationskomitee unter der Führung der Samedanerin Leta Joos hat sich sehr bemüht und frühzeitig die Genehmigung des Internationalen und des Schweizer Reitsportverbandes erhalten. Meines Wissens wird ein Budget von 4,5 Millionen Franken veranschlagt. Allein der Grosse Preis ist mit 300000 Franken dotiert. Eine Investorengruppe aus St. Moritz mit einheimischen und ausländischen Geldgebern bildet die Trägerschaft. Der Gemeindevorstand hat das Begehren geprüft und die Bewilligung mit Auflagen für die Durchführung auf der Polowiese erteilt. Die Prüfungen werden auf Quarzsand ausgetragen. Es werden ein VIP-Zelt und eine Tribüne mit günstigen Preisen für Sitzplätze gebaut. Wenn sich ein Erlös daraus ergibt, kommt er einer wohltätigen Institution zugute. Ich selbst stehe diesem Gross­event sehr positiv gegen­über. Wenn wir auch Hochkaräter im Springreit­sport empfangen und aus der Nähe beobachten dürfen, wird unser exklusiver Pferdesportbogen geschlossen. Dann ist St. Moritz das Schweizer Mekka des Pferdesports. Dies wird uns nochmals zusätzlichen Schwung geben.

Der White Turf lockt jeweils Zehntausende Zuschauer nach St. Moritz. Foto: swiss-image.ch/Andy Mettler

 

Welchen Bezug haben Sie zum Reiten und zum Reitsport?

Ich habe einen Riesenrespekt vor Pferden. In den Ferien wurde ich einst von einem Pferd abgeworfen und landete im Meer. Ich blieb unverletzt, erlitt aber einen kleinen Schock. Pferde beeindrucken mich besonders durch ihre Eleganz und ihr sensitives Wesen. Pferdesportveranstaltungen besuche ich immer wieder. Ich bewundere die Harmonie zwischen Reitern und ihren Pferden. Das internationale Turnier bildet eine ideale Ergänzung zum Sommer-Springen auf der Polowiese San Gian.

St. Moritz kann aber nicht alle Sportevents stemmen.

Sie sprechen sicherlich den abgesagten und für letztes Jahr geplanten CSI der Junioren und Jungen Reiter und die Absage für den in Bad Kleinkirchheim abgebrochenen Super-G der Frauen an. Wenn die finanzielle Sicherheit nicht gegeben ist und durch Events deutliche rote Zahlen geschrieben werden, müssen auch wir passen. Kaufmännische Grundsätze bestimmen auch unser Budget. Rote Zahlen sind schlecht für unser Image und schlagen sich nachhaltig negativ nieder. Solche Szenarien wollen wir vermeiden. St. Moritz tut sehr viel für den Sport. Im letzten Winter haben wir zum Beispiel die abgesagten Männer-Rennen von Garmisch übernommen. Diese Saison führten wir die Damen-Weltcuprennen am 24. und 25. Januar, eine Abfahrt und einen Super-G durch und Ende März werden die Schweizer Meisterschaften der Alpinen bei uns veranstaltet. Im nächs­ten Jahr steigt bei uns der Weltcupfinal und hoffentlich auch das Comeback im Skispringen. Die Schanze wird umgebaut und wieder für Springen für höchste Ansprüche hergestellt. Das Weihnachtsskispringen am Stephanstag soll auferstehen. Und 2017 führen wir erneut die Alpinen Ski-weltmeisterschaften durch.

St. Moritz wird häufig mit internationalem Jetset gleichgestellt.

Wir sind eine erste Adresse, bieten aber auch für jedermann und jedes Budget kos­tengünstige Hotellerie und Ferienwohnungen in unserer Region an.

War das «Nein» des Stimmvolkes für die Austragung Olympischer Winterspiele in Graubünden ein grosser Schock für Sie?

Der negative Entscheid unserer Stimmbürger hat mich schwer getroffen. Unser Land und unser Tourismus haben eine riesige Chance verpasst, uns in der Welt noch besser anzupreisen. Wir hätten für «weisse Spiele» in unseren Bergen und für einwandfreie Organisation garantiert. Es hat – leider – nicht sollen sein.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 06/2015)

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