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Der Pensionsstall Avalon in Oberbipp.
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Stallbau in Eigenregie

13.12.2016 12:59
von  Karin Rohrer //

Unglaublich viel Herzblut und Arbeitsstunden haben Romy Schaad und ihr Vater Niklaus in das Abenteuer «Pferdepension» gesteckt. Von der ersten Skizze bis zum Befestigen der Bodengitter des Laufstalles gab es viel zu tun. Aber das Engagement hat sich gelohnt und Romy Schaad konnte sich ihren Jugendtraum hier im bernischen Oberbipp erfüllen.

Romy Schaad betreibt die Pferdepension Avalon mit Hilfe ihres Vaters Niklaus Schaad.

«Avalon» ist ein mystischer Ort, bekannt aus den Sagen rund um König Arthur. Aber mystisch ist es im modernen und innovativ gebauten neuen Stall eigentlich nicht, eher bodenständig und familiär. «Ich hatte eine Vision, wie ich mir meinen Stall vorstellte, informierte mich, lernte die genauen Betriebsabläufe kennen und besichtigte andere Ställe und Baustellen. Nach den ersten Zeichnungen fügten sich immer mehr Details wie zu einem Puzzle zusammen», erklärt die 36-Jährige, welche den Betrieb ihres Vaters übernommen hat, der 2015 pensioniert wurde. So arbeitete sie auch während der dreijährigen Ausbildung zur Landwirtin auf dem Betrieb mit. Ihre erste Lehre absolvierte Romy Schaad als Landmaschinenmechanikerin und nach der berufsbegleitenden Handelsschule und einem Bürojob ist die junge Frau nun vollends im Pferdebetrieb involviert.

Tochter-Vater-Gespann

Natürlich kann sie immer noch auf die tatkräftige Unterstützung ihres Vaters zählen, welcher Freibergerpferde züchtet. «Ich bin meinen Eltern so lange damit in den Ohren gelegen, bis sie eine Stute mit Fohlen kauften», lachte Romy Schaad, die früh das Brevet absolvierte und in einem Handelsstall erste Erfahrungen sammelte. «Ich trainierte bei Ernst Zurlinden und habe einige Problemfälle auf Hufen aufgepäppelt. Natürlich gab es da auch Misserfolge und ich zweifelte hin und wieder, aber es hat mich auch weitergebracht», sinniert die Reiterin, welche früher aktiv an freien Springprüfungen teilnahm, sich heute jedoch eher als reine Freizeitreiterin einstuft. Und wer weiss, vielleicht ertönt in der Zukunft wieder mal Fohlenwiehern aus dem Stall, denn mit ihrer Veneur-Warmblutstute wäre dies sicher eine Überlegung wert. In ihrer Freizeit ist Schaad hin und wieder mit dem Motorrad unterwegs. Die Wohnung teilt sie sich mit einer Kollegin und die Eltern wohnen im oberen Teil des Wohnhauses.

Der Aussenplatz und die Pferdeweiden fügen sich schön in die Landschaft ein.

Modern und gleichwohl praktisch

15 Boxen, davon zehn mit Auslauf plus drei Innen- sowie zwei Integrationsboxen, stehen in der Pferdepension Avalon zur Verfügung. Aber auch Laufstallliebhaber kommen auf ihre Kos­ten, denn es gibt auch zwei nigelnagelneue Laufställe für je sechs Pferde. Diese sind mit Fressständen und einer Trennwand im Aussenbereich ausgerüstet, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können. Der tägliche Weidegang der Boxenpferde ist inklusive und erfolgt in kleinen Gruppen, je nach Wunsch der Pensionäre. «Ich kann nicht zuschauen, wenn ein Pferd den ganzen Tag im Stall verbringt und deshalb nehme ich lieber in Kauf, dass halt mal ein Weidestück leidet», meint die Landwirtin und ergänzt, dass auch das Sandviereck als Auslaufvariante genutzt wird, wenn das Wetter nicht so mitspielen wolle.

Die Boxen und Ausläufe sind mit einem innovativen Mistentsorgungssystem ausgestattet.

Sich auf das Bauchgefühl verlassen

Die Kunden sollen merken, dass ihre Pferde genauso umhegt und gepflegt werden, wie die eigenen, das ist Romy Schaad wichtig. «Wir möchten, so gut es geht, auf die Menschen und ihre vierbeinigen Lieblinge eingehen, möchten sie gut kennen und sofort spüren, wenn etwas ist», beteuert Romy Schaad, der es aber absolut bewusst ist, dass man es nie allen recht machen kann. So ist sie gerne mal für einen gemütlichen Schwatz oder eine spannende Diskussion zu haben und schätzt die Vielseitigkeit auf dem Betrieb mit Freizeitreitern verschiedens­ter Stil- und Rasserichtung. Man könne aus allem etwas rausnehmen und die Themen würden nie ausgehen. Dies weiss Romy Schaad, die es auf ihrem Betrieb gerne familiär hat, ohne Druck und «sich selbst sein können». Sie begrüsst es auch, wenn die Pensionäre gemeinsam ausreiten im verkehrsfreien Längwald und danach noch etwas zusammensitzen.

Von den Fressständen im Laufstall haben die Pferde Aussicht in den Stallgang.

Regeln und Flexibilität im Einklang

Romy Schaad ist die einzigs­te Person, welche den rund 15 Pensionspferden das Kraftfutter verabreicht und das soll auch so bleiben, damit Ruhe herrscht im Stall. Natürlich bleibt genügend Raum für Individualität, denn die Pensionäre können ihr Kraftfutter selbst bestimmen oder mitbringen, auch Heunetze werden auf Wunsch aufgehängt, wenn sie vorab bereitgestellt werden. Einmal täglich (im Winter zweimal) wird gemistet, der Boden kann trocknen und abends wird frisch eingestreut. «Wenn die Pferde spätestens am Mittag raus auf die Weiden kommen, habe ich Platz und Zeit zum Misten, aber das wird selbstverständlich individuell dem Wetter angepasst», erklärt die Stallbetreiberin. Nebst Sandviereck und Roundpen gehören beheizte Sattelkammer/Reiterstübli, Putz- und Waschplatz, ein Aufenthaltsraum und eine Waschmaschine für Schabracken zur praktischen Infrastruktur.

Die Schweine gehören dazu

180 Mastschweine gehören ebenfalls zum Betrieb, denn das Standbein mit den Schweinen hat sich bewährt und ein «Alles auf die Karte Pferd zu setzen, wäre Risiko», wie Romy Schaad denkt. Sie verzichtet bei den Schweinen auf Antibiotika, setzt alternativ auf Bioresonanz und liebäugelt damit, den Betrieb als «bio» zu zertifizieren, was aber nicht so einfach sei. Der Weidehygiene schenkt sie viel Aufmerksamkeit und ist möglichst täglich mit dem Bollensauger unterwegs. Auch die Mistentsorgung der Pferdestallungen ist ausgeklügelt und zeitschonend installiert mit dem Mistförderband im Boden. So können Romy und Niklaus Schaad den Betrieb aktuell ohne Angestellte bewirtschaften, inklusive 20 Hektaren Land mit Ackerbau und eigener Heu- und Strohproduktion.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 49/2016)

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