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Der Lederreitstiefel ist unerlässlich im Pferdesport.
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Unerlässlicher Bestandteil der Reitsportausrüstung

17.06.2014 14:29
von  Alexandra Koch //

Viele Produzenten setzen nach wie vor auf die gute, alte Tradition in hochwertigem Leder – jedoch stets angepasst an die Anforderungen im modernen Reitsport. Aber auch neue Materialien und Ideen finden in der Reitstiefelmode immer mehr ihren Platz. Ob Spring-, Dressur-, Western- oder Freizeitreitstiefel – bei allen Trends bleibt am wichtigsten die Qualität im Herstellungsprozess der Stiefel. Dressurreiterin Stefanie Scheitlin bringt es auf den Punkt: «Der Stiefel muss schön sein, angenehm zu tragen und vor allem auch robust.»

Meredith Michaels-Beerbaum – Trendsetterin in Sachen farbige Reitstiefel.

Schon im Mittelalter wurden spezielle Stiefel zum Reiten der Pferde und vor allem für den Krieg zu Pferd hergestellt. Diese gaben den Reitern nicht nur einen besseren Halt im Sattel, sie waren auch bei oft tagelangen Ritten angenehmer zu tragen. Meist wurden sie aus sehr weichem Leder gefertigt. Ab dem 12. bis 13. Jahrhundert kamen in Europa vor allem Stiefel auf, welche mit Absätzen gefertigt wurden. Diese sollten das He­rausrutschen der Füsse aus den Steigbügeln verhindern. Bis heute sind der Absatz und die sehr glatte und flexible Sohle aus Leder beim Reitstiefel geblieben. Sowohl bei den kriegerischen Auseinandersetzungen als auch bei Freizeitvergnügen wie Fuchsjagden stellten sich schnell Stiefel aus robustem, widerstandsfähigem, aber dennoch flexiblen Leder als die ideale Lösung he­raus. Knöpfstiefel, welche häufig auch mithilfe unterschiedlichster Stoffe produziert wurden, waren zwar zu Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. beliebt, jedoch nur beim Adel, dem der schnelle Verschleiss solcher Waren nichts ausmachte. Ab dem frühen 19. Jahrhundert entwickelten sich vielfach Ledermanufakturen, die im Zuge der Indus­trialisierung stetig ausgebaut wurden. Einige dieser Traditionsbetriebe existieren noch heute.

Chaps und Stiefeletten sind vor allem im Training und bei Freizeitreitern sehr beliebt.

Reitstiefel, Stiefeletten und Schuhe

Qualitativ hochwertig muss der Reitstiefel von heute sein. Ausgewählte Materialien sind bei den grossen Herstellern unverzichtbar. Wichtig ist zudem eine perfekte Passform, sodass es nicht zu Druckstellen am Bein und unangenehmen Blasen am Fuss kommt. Darauf legen Turnierreiter, die den ganzen Tag im Sattel verbringen, ebenso viel Wert wie Freizeitreiter. Auch wenn die Ansprüche unterschiedlich sein mögen: Qualität – in unterschiedlichen Abstufungen – bleibt immer oberstes Prinzip.
Reitstiefel erfreuen sich heute einer grossen Vielfalt: Für den Winter kann der Kunde beispielsweise auf Thermoreitstiefel setzen, die nahezu jeder Hersteller mittlerweile in seinem Programm hat. Ihre spezielle Fütterung innen und Isolierung aussen mittels Sympatex oder Goretex sorgen dafür, dass keine Nässe oder kalte Luft Richtung Fuss dringen kann. Dennoch sind Thermoreitstiefel atmungsaktiv. Für warme Füsse in kalten Reithallen sorgen synthetische Materialien ebenso wie Lammfell – je nach Vorliebe des Trägers. Meist haben Winterreitstiefel im Gegensatz zu normalen Reitstiefeln ein deutlich sichtbareres Profil, was die Bewegung bei Glätte und Matsch erleichtert.
Hinsichtlich ihrer anatomischen Form haben klassische hohe Reitstiefel in den vergangenen Jahren – auch mit der Unterstützung von Sportmedizinern – enorme Fortschritte gemacht. Zusätzlich sind  auch High-Tech-Materialien hinzugekommen, welche die Stiefel von heute angenehmer zu tragen machen.

Hohe Lederreitstiefel sind nach wie vor «der» Klassiker der Reitmode.

Der Klassiker

Hohe Lederreitstiefel sind nach wie vor «der» Klassiker der Reitmode. Für das Turnier ist klassisches Schwarz immer noch Standard, auch wenn manch ein Spitzenreiter mittlerweile auf extravagantere Farben setzt. So sieht man Spring­reiterin Meredith Michaels-Beerbaum mittlerweile in hellbraunen, fast einem Orangeton ähnelnden Stiefeln auftreten: Ein echter Hingucker, der nicht wenige Reiterinnen zu mehr Farbe am Bein inspirierte. Aber auch im klassischen Schwarz müssen die Stiefel vor allem bei den Damen etwas hermachen: «Natürlich möchte ich hochwertige Qualität, aber die Stiefel müssen auch schön aussehen», gibt Springreiterin Alexandra Fricker zu. Die Stiefel werden meist aus Rinds- oder Kalbsleder hergestellt und bestechen dadurch, dass sie sowohl den nötigen Halt im Sattel geben als sich auch dem Reiterbein mit der Zeit sehr gut anpassen. Bei hochwertigen Stiefeln passt sich auch das Fuss­bett perfekt dem Fuss an. Das ist auch Nachwuchs-springreiterin Chantal Müller wichtig: «Eine gute Sohle und Fussbett finde ich unumgänglich.» Allerdings muss man zunächst bei Lederstiefeln eine «Einlaufzeit» mit einkalkulieren, in der ein Lederreitstiefel mit hohem Schaft sich sogar sehr unangenehm trägt. Erst nach einer ganzen Zahl von Ritten kann man von einem gut eingelaufenen Reitstiefel sprechen. Bei Schaft­stie­feln ist die Innenseite der Stiefel mit dünnerem Leder ausgestattet als die Aussenseite. Der Kontakt zum Pferd soll innen am Bein gegeben sein, wäh­rend der Stiefel aussen stabilisieren soll.
Der Schaft von Dressurstiefeln ist meist zusätzlich versteift, um bessere Hilfengebung zu ermöglichen, während bei Springstiefeln vor allem die Beweglichkeit des Reiters im Stiefel zählt. Ein erhöhter Aussenbogen – der sogenannte «Dressurbogen» – soll beim Dressurstiefel dafür sorgen, dass das Reiterbein gestreckter ist und länger wirkt. Springreiter setzen dagegen auf einen weichen, beweglichen Schaft, der ihnen maximale Freiheiten gönnt.

Nonplusultra

Lederreitstiefel sind und bleiben das Nonplusultra der Reitstiefelmode. Vorteil der Lederreitstiefel: hoher Tragekomfort und Langlebigkeit bei entsprechender Pflege. Diese ist jedoch bei Lederstiefeln ungleich aufwendiger als bei Gummireitstiefeln. Wäh­rend letztere einfach mit einem feuchten Tuch abgewischt werden können, bedarf der Lederreitstiefel einer trockenen Grundreinigung, auf welche Lederpflege mit Pflegemitteln folgt. Für den Matsch auf der Weide oder das Misten bevorzugen daher viele Reiter, auch ein paar Gummireitstiefel im Einsatz zu haben.
Die verschiedenen Preisklassen der Reitstiefel setzen auch auf unterschiedliche Materialien. So kann ein Reitanfänger auch mit Gummi- oder Synthetik­reitstiefeln der unteren Preisklasse gut leben. Sie eignen sich gut für Kinder wie auch für Gelegenheitsreiter ohne grössere Ansprüche. Besonders im täglichen Stallleben haben sie Vorteile: Denn hier sind sie robust, wasserdicht und relativ schmutzunempfindlich. In jedem Fall kann man sie einfach durch Abwischen reinigen.

Warme Socken zu den Reitstiefeln oder -schuhen sind im Winter unerlässlich.

Nachteil der Stiefel ist, dass das Reiterbein relativ wenig Halt im Stiefel hat. Vorteil ist dagegen neben dem Preis, dass das «Eintragen» entfällt und man die Stiefel aus Kunststoff sofort ohne Probleme einsetzen kann. Synthetikstiefel werden nicht massgefertigt, es gibt sie lediglich in den unterschiedlichsten Grössen von der Stange. Man sollte die Stiefel im Reitsportfachhandel Pro­be tragen – passen sie und fühlen sich gut am Fuss an, ist auch gegen diese Art von Reitstiefeln nichts einzuwenden – vor allem, da die Materialien stetig besser werden und sich die Hersteller mit immer neu­en synthetischen Möglichkeiten auseinandersetzen.
Parareiterin Britta Näpel hat einige Kauftipps parat: «Beim Kauf achte ich auf die Verarbeitung von Schaft, Sohle, Nähte und Reissverschluss, schliesslich ist dies meine Berufskleidung, die viel aushalten muss. Wenn man keinen Massstiefel kauft, sollte man sich unbedingt im Reitsportgeschäft beraten lassen. Die Verkäufer sind in der Regel gut geschult und können durch das Kundengespräch herausfinden, welche Bedürfnisse der Kunde hat. Er wird mit ihm zusammen den passenden Stiefel herausfinden.»

Reitschuhe – flexibel

Wer flexibel sein und seine Reitstiefel auch in der Freizeit tragen möchte, der nutzt heute Reitschuhe. Sie ähneln Wanderschuhen und können auch bestens für diesen Zweck genutzt werden. Auf die typische flache Sohle des Reitstiefels wird hier verzichtet, stattdessen eine etwas profiliertere Sohle benutzt. Ein Vorteil, wenn man mit den Schuhen auch wandern möchte, ein Nachteil, da die eigentlich – bei Stürzen – essentielle Flachsohle wegfällt. Meist sind Reitschuhe etwa knöchelhoch und verstärken den Halt im Sattel dadurch ähnlich wie Stiefeletten. Viele Reiter setzen diese Schuhe auch gern im Stall ein, da sie überaus robust sind und man in ihnen bequem den ganzen Tag laufen kann. Ausserdem finden sie unter Wanderreitern, die den ganzen Tag im Sattel unterwegs sind, viele Freunde.

 

 

 

 

Winterreitstiefel und -schuhe.

Zwischenlösung Stiefeletten

Stiefeletten sind eine «Zwischenlösung» zwischen Stiefel und Schuh. Sie sind leicht und angenehm zu tragen – vor allem im Sommer steigen viele Reiter gerne auf diese Art von Stiefel um. Sie geben das Gefühl, einen direkteren Kontakt zum Pferderü­cken zu haben. Stiefeletten werden aus Leder oder synthetischen Materialien hergestellt. Sie sind eine preiswerte Alternative zum hohen Reitstiefel und werden mit Jodhpur-Reithosen in Kombination getragen. Auch die hübschen Schnür­verzierungen von Reitschuhen und Stiefeletten sind für viele ein Kaufgrund. Mal sind sie mit Reissverschluss, mal einfach zum Reinschlüpfen gestaltet.
Nachteil bei Stiefeletten ist allerdings, dass sie dem Reiterbein weitaus weniger Halt geben. Auch kommen bei Reitern mit Stiefeletten Schienbein- und Knöchelverletzungen häufiger vor. Gerade Freizeitreiter setzen jedoch hier auf den Tragekomfort der Stiefel. Auch Nachwuchs-Vielseitigkeitsreiterin Teresa Stokar trägt gern Stiefeletten: «Stiefeletten fin­de ich sehr praktisch und benutze selbst auch welche, da man sie auch als 'normalen' Schuh am Turnier super brauchen kann.» Nachwuchs-Springreiterin Stella Trümpi ist ebenfalls Stiefeletten-Verfechterin: «Zu Hause reite ich eigentlich meistens immer mit Stiefeletten und darüber Chaps, weil es schon bequemer ist. Chaps und Stiefeletten sind grund­sätzlich robuster als massgeschneiderte Stiefel, also wenn man nicht gerade grosse Turniere reitet, kann ich nur Stiefeletten empfehlen.»

Westernstiefel

Auch im Westernbereich sind selbstverständlich eigene Stiefel bekannt – die Westernstiefel. Wem sind diese Cowboy-Stiefel nicht bekannt? Sie werden traditionell aus Rinds- und Kalbsleder gefertigt. Im Unterschied zu den klassischen Lederreitstiefeln sind sie jedoch deutlich weicher und schneller angenehm zu tragen. Cowboy-Stiefel hatten ja bekanntlich einst den Zweck, dass die amerikanischen Viehhirten sie problemlos den ganzen Tag tragen konnten. Auch heute werden sie noch gern auf den amerikanischen Ranches verwendet, jedoch ebenso hierzulande im Western­sport. Gemein sind ihnen der relativ hohe Absatz sowie die reichliche Verzierung des Leders. Diese machen sie zum echten Hingucker. Getragen werden sie zusammen mit den typischen Westernstulpen, den «Chaps». Westernreitstiefel können sowohl massangefertigt wie von der Stan­ge gekauft werden. Auch für Letztere bieten die grossen Hersteller eine durchaus ansprechende Qualität.

Klassische Westernausrüstung.

Vorteile des Reitstiefels

Für welche Art von Reitstiefeln (ausgenommen manche Reitschuhe) man sich auch entscheidet, sie haben gegenüber normalen Sportschuhen (die man allemal noch in den ersten Reitstunden tragen kann) enorme Vorteile. Einer davon ist die flexible Sohle, die meist aus Leder und Gummi gefertigt wird und glatt oder kaum gerillt ist. Dies verhindert – in Kombination mit einem deutlichen Absatz – das Hängenbleiben im Steigbügel bei einem möglichen Sturz ebenso wie ein Hineinrutschen in die Bügel und einen dadurch verursachten schlechten Sitz. Schon manche Schwäche bei Sitz und Hilfengebung des Reiters konnte mit passenderen Reitstiefeln korrigiert werden. Insgesamt sitzt ein Reiter mit Reitstiefeln meist sicherer und besser auf dem Pferd. So sind Reitstiefel auch schon in den ersten Reitstunden eine sinnvolle Investition. Denn dadurch kann der Reitlehrer gleich sehr gut am Sitz mit tiefem Absatz arbeiten. Einen solchen korrekten Sitz zu erlangen, ist mit Turnschuhen nahezu unmöglich. So werden bei diesen deutlich öfter die Fersen nach oben gezogen, da der Halt im Steigbügel einfach nicht so gut zu finden ist, wie mit Reitstiefeln. Auch sind Schuhe mit deutlichem Profil nicht gut zum Reiten geeignet, da man mit diesen im Steigbügel beim Durchgehen des Pferdes hängenbleiben kann. Daher sollte man schon wegen des Sicherheitsaspektes auf Reitstiefel oder Stiefeletten setzen. Es sollte in jedem Fall immer gewährleistet sein, dass der Fuss schnell aus dem Bügel gezogen werden kann.
Günstige Reitstiefel können schon für unter 100 Franken erworben werden. Allerdings werden diese sehr häufig aus PVC oder Gummimaterial hergestellt, was viele Reiter dauerhaft als wenig angenehm empfinden. Für Reitanfänger und Freizeitreiter ist dies jedoch oftmals schon die passende Lösung, wäh­rend Profis auf oft mehrere 100 bis 1000 Franken teure Lederstiefel – fast immer in Massanfertigung – setzen. Wichtig ist: Gute Produkte gibt es sowohl in der günstigen als auch in der teuren Kategorie. Deshalb sollte jeder Reiter vor dem Stiefelkauf seine eigenen Massstäbe definieren und sich danach umfassend über die entsprechend besten Produkte informieren. Auch Teresa Stokar betont: «Ich finde, es müssen nicht immer Massstiefel sein, wenn ein 'Stangenstiefel' gut am Beim und am Fuss anliegt und einem ein wohles und gutes Gefühl gibt, wofür unbedingt einen Massstiefel? Bei Dressurstiefeln ist ein Massstiefel jedoch von Vorteil, da diese relativ hoch geschnitten sein müssen.» Dressurreiterin Stefanie Scheitlin rät allerdings dazu, nicht zu geizig zu sein: «Lieber einmal mehr bezahlen und Qualität kaufen, als billiges Material, welches schneller kaputt geht. Das rechnet sich schlussendlich doch nicht.»

Massanfertigung eines Stiefels

Bei der Massanfertigung eines Stiefels wird zu­nächst der Umriss des Fusses im Stehen abgezeichnet. Der Fuss wird in der Länge von der Ferse bis zu den Zehen gemessen. Danach wird das Ballenmass an der breitesten Stelle des Fusses genommen, was häufig durch die unebene Form des Fusses nicht einfach ist. Auch das Spannmass über der Mitte des Fusses sowie das Fersenmass um die Ferse sind wichtige Anhaltspunkte für die Herstellung des optimalen Massstiefels. Na­türlich spielen zudem die Beinlänge, der Knie- und der Wadenumfang eine signifikante Rolle. Niemals sollte das Mass zu eng angelegt werden, da sich dies später beim Tragen des Stiefels rächen würde. Selbstverständlich muss der Reiter beim Massnehmen Strümpfe und Reithose tragen, damit das Ergebnis später nicht verfälscht und der Stiefel zu eng ist. Das Mass, wie hoch die Stiefel sein sollen, wird stets im Sitzen genommen.  Insgesamt sollte man eher auf das bequeme Laufen setzen, denn nur aufs Aussehen, findet auch Chantal Müller: «Ich habe gelernt, besser ein bisschen weniger elegante und weniger enge Stiefel zu tragen. Dafür muss ich nicht den ganzen Tag auf dem Turnier leiden.» Am besten lässt man das Mass von einem Fachmann nehmen, der die genauen Schritte kennt. Dies kostet zwar etwas mehr, ist jedoch gerade bei Reitstiefeln, die man ja über lange Zeit tragen möchte, sinnvoll. Ein zu enger Stiefel verursacht Schmerzen und bald schon Blasen am Fuss, ein zu weiter Stiefel gibt im Sattel keinerlei Halt.

200 Arbeitsschritte

Für edle Turnierstiefel wird häufig Kalbsleder verwendet, während man bei Allwetterstiefeln für den täglichen Gebrauch eher Rindsleder bevorzugt. Um einen Stiefel herzustellen, können übrigens mehr als 200 Arbeitsschritte nötig sein. Eine Massanfertigung kann deshalb auch bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Bei neuen Stiefeln ist zu beachten, dass man sie beim ersten Tragen nur schwer an- und ausziehen kann. Auch beim Auf- und Absteigen aufs Pferd wird man sich wenig beweglich fühlen. Die Vorteile solcher Stiefel eröffnen sich erst mit der Zeit.
«Massstiefel sind natürlich toll, aber ich finde sie einfach zu teuer», mit diesem Satz spricht Para-Dressurreiterin Hannelore Brenner vielen – auch Top-Reitern – aus der Seele. Man muss sich schon gut überlegen, ob man das Geld ausgeben möchte. Auch gute Stiefel von der Stange halten oft viele, viele Jahre und sind angenehm zu tragen.

Die richtige Pflege

Leder ist ein Naturmaterial, das zwar durchaus robust daherkommt, jedoch der richtigen Pflege bedarf. Das bedeutet, dass sich Einflüsse von aussen, wie beispielsweise Regen, Schmutz und aufgeweichte Erde, direkt auf die Lebensdauer des Stiefels auswirken. Allein schon das tägliche Tragen kann durch die Schweissbildung dazu führen, dass die Stiefel schimmeln. Sie sollten deshalb immer gut auslüften können. Das Leder sollte regelmässig abgebürs­tet werden. Auch eine Imprägnierung kann sinnvoll sein. Fett und Wachs sind dagegen nicht zu empfehlen, da das Leder sonst schnell zu weich wird. Mindestens einmal die Woche sollte man die Stiefel grob reinigen und vom Stallschmutz befreien.
Eine Schwachstelle an vielen Stiefeln ist der Reiss­verschluss. Stella Trümpi betont, dass man auf diesen achten sollte: «Man sollte da auf Qualität setzen, aber am besten auch schon beim Kauf fragen, ob es eine Garantie auf den Stiefel gibt, wenn am Reissverschluss was kaputtgeht.» Alljährlich kann der Fachbesucher auf der Messe Spoga Horse, die in Köln im September stattfindet, übrigens schon die Trends für das kommende Jahr bewundern. Im Falle der Reitstiefel sind traditionelle Lederqualität wie auch moderne Schnitte die interessantesten Details. Auch in Sachen Farbe gibt es dann wieder neue Ideen – es muss nicht immer Schwarz sein. Doch egal ob Reitstiefel, Stiefelette oder Schuh – am höchs­ten einzuschätzen bleibt stets die Qualität. Diese steht unabhängig von persönlichen Vorlieben immer ganz vorn.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 24/2014)

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