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Trockener Schorf: Hier ist die Mauke bereits in Abheilung.
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Wenn das Bein juckt

27.01.2015 14:10
von  Alexandra Koch //

Mauke befällt nicht nur Pferde mit dichtem Fesselbehang, die ihr Leben auf der Matschweide verbringen. Es können auch Probleme die Ursache sein, denen viel weniger Bedeutung beigemessen wird. Zu eiweissreiche Fütterung beispielsweise oder häufiges Abspritzen im Sommer. Die Erkrankung, die meist die Fesselbeuge befällt, kann jedoch sowohl durch die Schulmedizin wie auch Naturheilverfahren wirksam bekämpft werden – allerdings nur, wenn die Haltungsbedingungen ins Lot gerückt werden…

Grundsätzlich ist die Mauke eine Hauterkrankung im Bereich der Fesselbeuge des Pferdes. Schwierig wird es vor allem dann, wenn sie über längere Zeit unbehandelt bleibt. Dann besteht die Gefahr, dass Mauke chronisch wird und dadurch gefährliche Wucherungen durch die dauerhafte Entzündung der Haut entstehen können. Bei der Krankheit unterscheidet man sowohl trockene als auch nässende Mauke und chronische wie auch akute Mauke. Grund für akute Mauke ist meist eine bakterielle Infektion. Möglich ist auch eine Infektion durch Bakterien und Pilze gleichermassen. Am häufigsten tritt sie an den Hinterbeinen des Pferdes auf. Vor allem sind es geringe hygienische Haltungsbedingungen, die bei der Entstehung von Mauke eine Rol­le spielen.

Schlecht drainierte Ausläufe vermatschen unweigerlich, schlimmstenfalls vernässen sie bei starkem Regen vollständig.

Besonders im Herbst und Winter stellen «Matschpaddocks» eine Gefahr dar. Zumindest dann, wenn diese dauerhaft genutzt werden. Besonders bei Offenstallhaltung sollte man daher darauf achten, dass das Pferd regelmässig auch einen trockenen Platz hat, an dem es sich aufhalten kann. Im Stall kann vor allem mit Kot und Urin be­las­te­te Einstreu – vor allem in einem feuchtwarmen Stallgebäude – das ideale Milieu für die Bakterien und Pilze schaffen. Besonders gefährlich wird es, wenn Fäkalien an der Fessel oder dem Behang anhaften.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Mau­ke gehört stets ein ordentlicher und täglich gemisteter Stall oder ein Offenstall, der nicht von Matsch bestimmt wird. Vor allem im Winter erscheint dies oft schwierig, doch es gibt sowohl spezielle Drainagen wie auch Paddockmatten und Bodengitter. Als Pferdebesitzer sollte man sich vom Fachmann beraten lassen, was für den jeweiligen Auslauf am sinnvollsten erscheint. Neben den Haltungsbedingungen kann auch die Fütterung bei der Entstehung von Mauke eine Rolle spielen. Bei Anzeichen für die Erkrankung sollte der Raufutteranteil erhöht und das Eiweiss im Futter deutlich verringert werden. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (im Winter durch Fütterung von Obst und Gemüse sowie Mineralzusätzen) hilft aktiv dabei, Mauke zu verhindern.

Wer ist besonders gefährdet?

Mauke kommt bei einigen Rassen häufiger vor als bei anderen. Besonders gefährdet sind Pferde mit Fesselbehang, also vor allem Kaltblüter, Tinker und Friesen. Der verfilzte Behang ist zum einen besonders sauerstoffarm und regt damit die Bakterien zur regen Fortpflanzung an. Ausserdem können Milben in der Behaarung die Haut bereits vorab durch ihre kleinen Bisse schädigen. Risse und Bisse in der Haut machen das Tor weit auf für die Bakterien.

Doch neben der zu üppigen Fesselbehaarung gibt es eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr für Pferde aller Rassen, wenn die Fesselhaare bis in die Fesselbeuge abrasiert werden. Die normale Fesselbehaarung des Pferdes ist eine sinnvolle Einrichtung der Natur, da sie sowohl Schmutz, Fäkalien und mechanische Reize von der Haut fernhält, aber auch Regen und damit ­verbundene Feuchtigkeit ableitet. Von einem derartigen Scheren ist deshalb unbedingt Abstand zu nehmen.
Wer sein Pferd im Offenstall oder der Paddockbox hält, sollte besonders darauf achten, dass der Schutz durch Fesselbehaarung nicht verhindert wird. Wenn dem Tier die Fesselbeugen zu häufig abgespritzt und danach nicht getrocknet werden, kann dies ebenfalls Mauke fördern.

Befestigte Ausläufe sind die beste Vorbeugung, hier hat Mauke kaum eine Chance.

Besonders häufig tritt Mauke zur kalten Jahreszeit und vor allem im Fellwechsel auf, wenn das Immunsystem des Pferdes ohnehin geschwächt ist. Zu dieser Zeit sollte man deshalb die Fesselbeugen des Pferdes am besten täglich kontrollieren und bei diesem Anlass auch gleich mit einer weichen Bürste reinigen. Im Winter kann auch durch Streusalz auf den Wegen die Haut an den Fesselbeugen zusätzlich geschädigt werden. Dagegen helfen Vaseline oder Melkfett.

Woran erkennt man Mauke?

Mauke zeigt sich meist durch eine Entzündung in der Fesselbeuge, die mit einer Rötung und Schwellung einhergeht. Neben der Fesselbeuge kann die Erkrankung – in deutlich selteneren Fällen – auch am Röhrbein, am Fesselgelenk oder im Ballenbereich auftreten.

Oft wird das Pferd von Juckreiz geplagt. Bei nässender Mauke wird zudem ein Sekret aus der Haut abgesondert. Oft tritt es aus Knötchen auf der Haut aus. Dadurch entstehen Krusten, die sich schuppenartig über die Fessel ausbreiten und unter denen die Bakterien ein perfektes Wachstumsmilieu finden. Bei trockener Mauke bilden sich Schuppen auf der Haut. Wenn ein Pferd sich vermehrt an der Fesselbeuge zu jucken beginnt oder diese gar mit den Zähnen bearbeitet, ist Wachsamkeit geboten. Auch das Aufstampfen eines Beines kann Mauke ankündigen.

Therapie von Mauke

Der Tierarzt sollte bei den ersten Anzeichen von Mauke bereits konsultiert werden. Wer nicht schnell handelt, riskiert, dass die Erkrankung von den oberen Hautschichten weiter eindringt und jene teils komplett zerstört werden. Beim Vordringen in die tieferen Hautschichten können die gefährlichen Wucherungen durch eine vermehrte Zellteilung entstehen. Warzenartige Verdickungen sind die Folge. Im schlimmsten Fall kann eine lang andauernde, schmerzende Lahmheit entstehen. Nummer eins bei der Therapie ist die Ursachenforschung, warum die Mauke auftritt. Im Stall oder dem Auslauf muss sofort Abhilfe geschaffen werden. Erst dann können Schulmedizin und Naturheilverfahren die Erkrankung erfolgreich therapieren. Der Tierarzt setzt dabei meist cortisonhaltige Salben sowie Antibiotika ein. Auch mit zink- und Vitamin-A-haltigen Salben sowie Jodsalbe kann therapiert werden. Zur Reinigung der betroffenen Stellen eignen sich Jodlösung und Wasserstoffperoxid.  Übermässiger Behang muss vor der Therapie entfernt werden. Meist reicht jedoch das Scheren der Fesselbeuge.

Längst haben sich auch Tierärzte davon entfernt, Pferdebesitzern nur eine Behandlung mit schulmedizinischen Präparaten zu empfehlen. Bei einer Erkrankung wie Mauke, die in der Regel gut therapiert werden kann, sind Naturheilmittel sinnvoll. Es gibt mittlerweile mehrere auf natürlichen Inhaltsstoffen basierende Desinfektionsmittel.

Lehmpackungen und Heilerde

Sinnvoll sind im Anfangsstadium der nässenden Mau­ke Lehmpackungen, bei denen feuchter Lehm auf den Huf und die Fessel aufgetragen wird. Am bes­ten wirkt die Lehm­pa­ckung, wenn man diese an der frischen Luft aufträgt, wo sie vom Wind gut getrocknet wird. Im feuchten Zustand wirkt der Lehm kühlend. Wenn er trocknet, entzieht er der Umgebung Feuchtigkeit. Er kann in trockenem Zustand mit einer einfachen weichen Wurzelbürste entfernt werden. Ähnlich kann auch Heil­erde zum Einsatz kommen. Diese wird immer wieder aufgetragen und eintrocknen gelassen bis sie von selbst ab­brö­ckelt. Die Heilerde kann bis zur vollständigen Abheilung der Mauke eingesetzt werden.

Bachblüten und Kräuter

Eine ganze Reihe von Bachblüten können in der Mauke-Therapie sinnvoll eingesetzt werden. Ganz vorne steht «Crab Apple», die auch als «Reinigungsblüte» bezeichnet wird. Gegen die Entzündung wirkt Crab Apple beispielsweise zusammen mit «Holly» und «Scleranthus». Als Kräutertherapie empfiehlt die Tierärztin Dr. med. vet. Dülffer-Schneitzer eine Mischung aus 150 Gramm Klebkraut, 150 Gramm Ringelblume, 200 Gramm Beinwell, 150 Gramm Mädesüss, 100 Gramm Thymian, 100 Gramm Klette, 100 Gramm Sonnenhut sowie vier Knoblauchzehen als entzündungshemmende und Abwehr stimulierende Mischung, von der täglich etwa 50 Gramm unter das Futter gemischt werden kann. Auch Bockshornklee, Brennnessel und Salbei werden zur Mau­ke-Therapie angewendet.

Homöopathie

Neben Zink-Globuli (Zincum metallicum D30) sind auch Antimonium crudum D12 (Grauspiess-Glanzerz) gegen den Juckreiz und die Entzündung sowie Graphites D12 (Reissblei) sinnvoll im Einsatz. Letzteres sowie Graphites D6 sind bei schlechter Wundheilung und Narbenbildung förderlich für die Genesung.

Schüssler-Salze

Zur Anregung des Immunsystems sind zinkhaltige Präparate und Zusatzfuttermittel eine gute Möglichkeit. Diese können beispielsweise auch in Form von Schüssler-Salzen verabreicht werden. Das Ergänzungsmittel Nummer 21 – Zincum chloratum – bietet eine wirksame innerliche Unterstützung des Heilungsprozesses und der Zinksalbe, welche auf die Fesselbeuge aufgetragen wird.

Abschliessend ist zu sagen, dass Mauke durch eine saubere, artgerechte Haltung in mehr als 90 Prozent der Fälle verhindert werden könnte.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 03/2015)

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