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Auf dem Turnierplatz in Galgenen könnte innert zwei Wochen eine Veranstaltung durchgeführt werden.
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«Wir könnten innerhalb von zwei Wochen wieder loslegen»

05.05.2020 12:43
von  Katja Stuppia //

Seit mehreren Wochen befasst sich eine breit aufgestellte Arbeitsgruppe «Veranstaltungen 2020 – COVID-19» mit einem Konzept zu einer baldmöglichen Wiederaufnahme von Reitsportveranstaltungen, sobald dies wieder möglich ist. Das Konzept liegt in diesen Tagen vor, Veranstalter sind bereit und ­können innert kurzer Zeit ein Turnier auf die Beine stellen – unter ihnen auch Philipp Züger, OK-Präsident der Galgener Pferdesporttage.

Philipp Züger, Reiter, Veranstalter und Mitglied der Arbeitsgruppe «Veranstaltungen 2020 – COVID-19» 

Vielen Reitern dürfte der Freitag, 13. März, noch in lebhafter Erinnerung sein. Dieser Tag, als für lange Zeit zum letzten Mal auf einem Turnier geritten werden konnte. In Dielsdorf war dies beispielsweise der Fall, als OK-Präsident Fritz Pfändler mitten während den Horse Park Masters das Aus wegen COVID-19 verkünden musste. Seither mussten viele Veranstaltungen abgesagt werden. Die Unsicherheit, wie und wann es weitergehen kann, ist gross. Einer der OK-Präsidenten, die relativ früh entschieden, das geplante Turnier abzusagen, war Philipp Züger. Seine Pferdesporttage Galgenen gehören seit Jahren zu den beliebtesten Turnieren der Schweiz. Philipp Züger, der in Reiter- und Funktionärskreisen ein hohes Ansehen geniesst, blieb nach der Absage jedoch nicht untätig. Sofort suchte er nach Möglichkeiten, wie der Pferdesport nach der Krise wieder zum Leben erweckt werden kann. In einem ersten Schritt stellte er gemeinsam mit Matthias Lienhop, der mit seiner Firma EventClearing den Zahlungsverkehr zwischen Veranstalter und Sportler vereinfacht, Modellrechnungen an, wie Turniere im kleinen Rahmen mit reduzierter Infrastruktur und ohne umfangreiche Sponsorensuche durchgeführt werden könnten.

Arbeitsgruppe gegründet


«Uns wurde schnell klar, es braucht reglementarische Anpassungen von Seiten des Verbandes, damit das finanzielle Risiko für Veranstalter überschaubar wird. Am Beispiel unseres Turniers haben wir analysiert, dass über 60 Prozent der Teilnehmer in irgendeiner Form vom Reitsport leben. Sei es im Bereich der Ausbildung von Pferden, vom Handel oder als Trainer und Betreuer von Schülern. Wir gelangten mit einem Schreiben an das Leitungsteam Springen, wenig später wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, der ich nun ebenfalls angehöre.» In der Arbeitsgruppe «Veranstaltungen 2020 – COVID-19» befinden sich die Präsidenten aller Regionalverbände, einige Turnierveranstalter und Vertreter des Schweizerischen Pferdesportverbands (SVPS). Vor drei Wochen «traf» man sich zu einer Videokonferenz, die positiv und lösungsorientiert verlief. «Es galt vorderhand drei Punkte in Einklang zu bringen», erläutert Philipp Züger und erklärt: «Wir mussten Veranstalter finden, die, sobald der Bund es zulässt, bereit wären, wieder Turniere zu veranstalten. Für diese muss das finanzielle Risiko überschaubar sein. Die Reiter müssen in einer ersten Phase mithelfen, die Veranstaltungen finanziell zu tragen und trotzdem muss die Veranstaltung für Reiter attraktiv bleiben. Schlussendlich kann sich so der Verband weiterhin teilweise über diese Veranstaltungen finanzieren.»

Ein Run auf Startplätze


Die Arbeitsgruppenmitglieder erhielten danach den Auftrag, Vorschläge zu formulieren mit dem Ziel, ein konkretes Konzept vorlegen zu können, wenn es dann wieder losgehen kann. «Es gingen aus dieser Arbeitsgruppe innert kürzester Zeit diverse Vorschläge ein, die beim Verband gesammelt wurden», erklärt Philipp Züger und fügt an: «Die Schwierigkeit gestaltete sich darin, die beiden Lager Spitzensport und Breitensport zu vereinen und einen Kompromiss zwischen den Interessengruppen zu finden. Ich bin stolz, wie konstruktiv und lösungsorientiert alle zusammenarbeiten.»
Weil es auf der Hand liegt, dass es in den nächsten Monaten eher schwierig wird, internationale Turniere durchzuführen, soll es in der Schweiz auch genügend national ausgerichtete Turniere geben – beispielsweise mit Qualifikationsprüfungen für Schweizer Meisterschaften – da momentan noch an der Austragung der SM festgehalten wird. «Es wird einen Run auf Startplätze geben, da bin ich mir sicher», sagt Philipp Züger.
Dank des beim Bund eingereichten und bewilligten Schutzkonzeptes sei es für die Reiter ab dem 11. Mai wieder möglich zu trainieren. «Der Verband hat einen super Job gemacht», sagt der Galgener Springreiter, «nun sind wir auf einem sehr guten Weg, auf alle neuen Vorgaben des Bundes reagieren zu können und somit auch baldmöglichst wieder Turniere veranstalten zu dürfen.» Wenn am 27. Mai kommuniziert würde, welche Art von Veranstaltungen ab dem 8. Juni wieder möglich seien, könnten im Prinzip sofort entsprechende Ausschreibungen gemacht werden. «Verschiedene Veranstalter haben signalisiert, dass sie innerhalb von zwei bis drei Wochen ein Turnier auf die Beine stellen können. Dafür wurden gemeinsam mit dem Verband Rahmenbedingungen ausgearbeitet, um dies möglich zu machen.» In diesem Zusammenhang hält Züger fest, dass alle Turnierveranstalter mit ihren bereits festgelegten Turnierdaten Vorrang haben. In Absprache mit diesen könnten aber zusätzliche Turniere ausgetragen werden, um die zahlreichen Bedürfnisse abdecken zu können. «Wir dürfen nicht vergessen, dass es zu Beginn kaum möglich sein wird, Veranstaltungen mit sechs Prüfungen pro Tag durchführen zu können und somit automatisch weniger Startplätze zur Verfügung stehen werden.»

Voraussetzungen wären gegeben

Für Philipp Züger ist es klar, dass sich der Reitsport in einer einigermassen privilegierten Lage befindet, um alle geforderten Vorgaben einhalten zu können. Es ist naturgegeben, dass zwischen den Reitern immer genügend Abstand eingehalten wird. «Auf einem regionalen oder nationalen Turnier gibt es ausserdem weder Garderoben noch Duschen, ausserdem reist jeder Reiter mit seinem eigenen Pferdetransporter an», erklärt er und fügt an: «Auch die Nachverfolgbarkeit kann einfach realisiert werden. Die Reiter sind sowieso alle registriert, Begleitpersonen könnten akkreditiert werden, ebenso Funktionäre und Helfer. Hierfür hat EventClearing mit einer App bereits vorgesorgt. In einer ersten Phase müsste wohl auf Zuschauer verzichtet werden.» Käme grünes Licht vom Bund und würden Veranstalter benötigt, die in kurzer Zeit ein Turnier auf die Beine stellen könnten, würde auch Philipp Züger sofort Hand bieten. «Wir können mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen bei uns auf dem Gestüt Züger ein Turnier organisieren und stehen bei Bedarf bereit», hält der Galgener fest.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 18/2020)

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