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Max E. Ammann, ehemaliger Weltcup-Direktor.
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Standpunkt

Erste Gleichberechtigung vor 62 Jahren

22.07.2014 15:33
von  Max E. Ammann //

Vor 62 Jahren, 1952, durften erstmals die Dressurfrauen bei Olympischen Spielen mitreiten. Die Springreiterinnen mussten bis 1956 warten – die Vielseitigkeitsamazonen gar bis 1964.

Dass die Militaryreiterinnen so lange warten mussten, erstaunt. Denn bereits bei frühen Euro­pameisterschaften, 1954 in Basel und 1955 in Windsor, holte sich eine Amazone, Diana Mason, Mannschaftsgold. Zuvor, 1953, hatte Vivian Machin Goodall den CCI Hare­wood gewonnen, den Vorgängeranlass von Burghley, und 1954 siegte Margaret Hough gar in Badminton. Dann, von 1955 bis 1959 folgte die Erfolgsserie von Sheila Willcox, die mit High and Mighty sowie Airs and Graces dreimal hintereinander Badminton gewann, dazu 1957 Europameisterin wurde und in Turin und Hare­wood gewann.

Beginn in den 30er-Jahren

Interessant ist, dass die Vielseitigkeitsreiterinnen bereits in den Zwischenkriegsjahren mit den Männern bei internationalen Militarys mitreiten durften: Die Deutsche Irmgard von Opel – eine der grossen Amazonen der 30er-Jahre – gewann dabei die CCI von Wien (1932) und Insterburg (1933). Dass Irmgard von Opel mit dem gleichen Schimmel Nanuk 1934 auch das Deutsche Springderby von Hamburg gewann, unterstreicht die damalige Leistungsstärke der Ama­zonen.

In Bezug auf die Spring­reiterinnen hatte es die FEI noch im Januar 1952 mit 13 zu 5 Stimmen abgelehnt, Frauen in der olympischen Springprüfung zuzulassen. Dies, nachdem die FEI das Jahr zuvor beschlossen hatte, die Dressur Damen olympisch starten zu lassen.

Der negative Spring-Entscheid der FEI betraf vor allem Grossbritannien und die USA: Bei beiden gehörte eine Amazone zur Olympiaauswahl. Pat Smythe bei den Briten, Carol Durand beim USET. Pat Smythe erhielt dann ihre Olympiachance vier Jahre später und holte sich mit Mannschaftsbronze die erste Olympia-­Springmedaille einer Frau.

Die FEI erlaubte immerhin ab 1952 den Springfrauen die Teilnahme in Nationenpreisen und auch hier kam Pat Smythe zu einer Premiere, als sie mit der britischen Equipe 1952 in London gewann. Allerdings war dieser «erlaubte» Sieg von Pat Smythe in London 1952 nicht der erste Nationenpreis-Triumph einer Amazone. Zwei Jahre zuvor, als das neugegründete USET erstmals mit Zivilreitern die nordamerikanischen CSIO von New York und Toronto beschickte (bis 1949 waren es Offiziere gewesen), bestand die USET-Equipe aus Arthur McCashin und den Amazonen Carol Durand und Norma Matthews. Sie siegten sowohl in New York wie in Toronto und die FEI schluckte diese Missachtung des FEI-Re­glements, das 1950 keine Frauen in Nationenpreis- Equipen erlaubte.

Unterteilt

Im Springen gab es bis 1974 separate WMs und EMs für die Amazonen. 1975 bei der EM in München und 1978 bei der WM in Aachen ritten die Damen und Herren im Springsattel erstmals miteinander. Die erste und einzige Amazone 1975 in München war die Dänin Connie Holm. Prominenter war die erste Frau an einer Springreiter-WM: Caroline Bradley, die prompt in Aachen Mannschaftsgold gewann. Heidi Robbiani mit Jessica holte 1985 in Dinard die erste Einzelmedaille einer Amazone. Bis erstmals eine Frau den Titel holte, musste man bis 1999 warten, als Alexandra Ledermann in Hickstead siegte.

Marianne Gossweiler bei Premiere

Bei den Dressurreiterinnen gab es gleich bei der ersten Olympiateilnahme Edelmetall. Lis Hartel gewann 1952 Einzelsilber und Ida von Nagel gehörte zur deutschen Bronze Equipe. Die erste Dressur-Olympiasiegerin war Liselott Linsenhoff auf Piaff, 1972 in München. An der ers­ten Dressur-Weltmeis­terschaft überhaupt, 1966 in Bern, gewannen Marianne Goss­weiler und Elena Petushkova als erste Frauen Mannschafts-WM-Medaillen: die Schweizerin Silber, die Russin Bronze. Vier Jahre später wurde Elena Petushkova als ers­te Frau Weltmeisterin. Die gleichen zwei Frauen hatten bereits das Jahr zuvor, bei der EM in Kopenhagen, als erste Frauen EM-Medaillen gewonnen. Erste Dressur-Europameisterin wurde 1969 Liselott Linsenhoff.

In der Vielseitigkeit war die Amerikanerin Lana du Pont die erste weibliche Medaillengewinnerin, als sie 1964 in Tokyo mit der USA-Equipe Silber gewann. 27 Jahre später holte sich die nun verheiratete Lana Wright bei der Zweispänner-WM in Zwettl Mannschaftsgold.

Die Irin Virginia Freeman-Jackson war 1966 die erste weibliche Medaillengewinnerin an einer Military-WM: Einzelbronze und Mannschaftsgold. An Europa­meisterschaften waren es die eingangs erwähnten Vivian Machin Goodall, Diana Manson und Sheila Wilcox, die als Ers­te teilnahm, eine Mannschaftsmedaille gewann und den ersten Titel holte.

Bei den Fahrern sind die Frauen rarer. Vor allem bei den Viererzügen findet man bei den seit  1972 ausgetragenen Weltmeis­terschaften weniger als zehn Frauen. Die Britin Cynthia Hayden war die erste, später kamen unter anderen die Amerikanerin Deirdre Pirie und die britischen Schwes­tern Karen Bassett und Pippa Thomas. Bei den Zweispännern war die Britin Mary Matthews die erste WM-Teilnehmerin.
1991 gewann die bereits erwähnte Lana Wright als erste Frau eine Zweispänner-Medaille – 1995 wurde die Niederländerin Mieke van Tergouw Einzelweltmeisterin. Bei den Einspännern sind die Frauen am erfolg­reichsten. Bereits bei der ersten WM 1998 in Ebbs (Österreich) wurde die Finnin Arja Mikkonen erste Weltmeis­terin und drei Schwedinnen gewannen Mannschaftsgold.

Bei den Distanzreitern wurde 1984 erstmals um EM- und 1986 erstmals um WM-Ehren geritten. 1984 in Florac gewann die Österreicherin Hilde Jarc die Silbermedaille und im darauffolgenden Jahr zu Hause in Rosenau wurde sie gar Europameisterin. An der ersten WM in Pratoni belegten zwei Amerikanerinnen, Cassandra Schuler und Jeannie Waldron, die beiden ersten Plätze und in der britischen Gold-Equipe ritten Frauen.

Bei der ersten WM im Reining 2002 in Jerez de la Frontera gewann die Kanadierin Shawna Saperga Einzelbronze und Team-Silber.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 29/2014)

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