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Max E. Ammann
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Standpunkt

Olympisch-familiär (2. Teil)

20.10.2020 11:17
von  Max E. Ammann //

Der zweite Teil des Rückblicks auf olympische Familienbande widmet sich Brüdern, Schwestern, Ehepaaren sowie Grossvätern und ihren Enkeln.

Brüder und Schwestern

Rund 25 Brüderpaare sind in den olympischen Statistiken verzeichnet, darunter viele Prominente. Immer noch präsent sind die Schweizer Markus und Thomas Fuchs, heute beide Trainer. Markus ritt fünfmal bei Olympia, Thomas zweimal. Dann John und Michael Whitaker. Der ältere ritt sechsmal bei Olympia, Michael fünfmal. Von den Brüdern Schockemöhle wurde der ältere, Alwin, 1976 Olympiasieger, für Paul gab es bei zwei Olympiastarts zwei Mannschaftsmedaillen. 1912 gewannen die schwedischen Brüder Lewenhaupt, Charles und Carl-Gustaf olympisches Gold im Mannschaftsspringen. Nicht gleichzeitig zu olympischen Ehren kamen die finnischen Brüder Ehrnrooth. Lars bestritt 1924 die olympische Military. Sein Bruder Adolf erst 1948. Weitere Brüder mit olympischer Military-Erfahrung waren Jean Yves und Thierry Touzaint (FRA), Federico und Mauro Roman (ITA) – ersterer wurde 1980 in Moskau bei bescheidener Teilnahme Olympiasieger. Weiter Ernest und Max van Loon (NED), John und Edward Harty (IRL) und James und Norman Elder (CAN). Das wohl berühmteste Brüderpaar waren wohl die D’Inzeos aus Italien: Raimondo und Piero, beide mit je acht Olympiastarts und sechs Medaillengewinnen. Raimondo, der jüngere, war etwas erfolgreicher: 1960 wurde er Olympiasieger. Ebenfalls aus Italien kamen die Brüder Salvatore und Antonio Oppes, Paolo und Stefano Angioni sowie Bruno und Vincenzo Chimirri. 1956 gewannen August und Alfons Lütke-Westhues Medaillen bei den olympischen Reiterspielen in Stockholm. Der ältere, August, Einzel- und Mannschaftssilber in der Military, Alfons Mannschaftsgold im Springen. Zu erwähnen weiter Gerco und Wim Schröder (NED), Fernando und Enrique Sarasola sowie Enrique und Juan Martinez de Vallejo (ESP), Peder und Jens Fredricson (SWE) und zwei von mehreren Hansen-Brüder aus Neuseeland, Bruce und Graeme.
Nur drei Schwesternpaare mit Olympiaerfahrung sind verzeichnet: die Deutschen Gina und Nadine Capellmann, Jane Bullen, verheiratete Holderness-Roddam, und Jennie Loriston-Clarke aus Grossbritannien sowie Linda und Sara Algotsson aus Schweden, die Letztere später verheiratete Ostholt.
Ein halbes Dutzend Brüder-Schwes­tern-Paare kamen zu olympischen Starts. Da sind die beiden erwähnten Bullen-Schwestern Jane und Jennie mit Bruder Michael. Ebenfalls aus Grossbritannien kommen Christopher und Jane Bartle, verheiratete Wilson. Sehr prominent die Schweizer Geschwister Max Hauri und Heidi Robbiani, Letztere olympische Medaillengewinnerin 1984 in Los Angeles. Patrick und Diana Conolly-Carew (IRL), Eugénie und Florian Angot (FRA) und Evelyne und Michel Blaton (BEL). Dann aus Korea Hyun-Jin Moon und Un-Jin Moon, die Kinder des Sektenführers Sun Myung Moon.

Ehepaare

Schwieriger ist eine Würdigung der Ehepaare, von denen rund 20 verzeichnet sind. Nicht wenige haben sich getrennt, einige kamen erst nach ihren  Olympiastarts zusammen. An Olympischen Spielen gleichzeitig als Verheirate am Start waren die folgenden: Mary Mairs/Frank Chapot (USA) 1968, Donnan Sharp/Michael Plumb (USA) 1968, Monica Bachmann/Paul Weier (SUI) 1972, Elisa Fernandez/Joaquin Pérez de las Heras (MEX) 1972, Vicky Rose/Wayne Roycroft (AUS) 1984, Karen Lende/David O’Conner (USA) 1996, Gonnelien Gordijn/Sven Rothenberger (NED) 1996, Bettina Overesch/Andrew Hoy (GER/AUS) 2004 und Lucinda/Clayton Fredricks (AUS) 2008
Zu denen, die nicht als Ehepaar oder nicht gleichzeitig an Olympischen Spielen starteten, gehören: Lisen Bratt/Peder Fredricson (SWE), Sara Algotsson/Frank Ostholt (SWE/GER), Ashley Nicoll/Rusty Holzer (CAN/ISR), Ninna Stumpe/John Swaab (SWE/NED), Lucinda Prior Palmer/David Green (GBR/AUS) und Prinzessin Anne/Mark Phillips (GBR).
Dann das Ehepaar Pat Smythe und Samuel Koechlin, die wohl beide 1956 in Stockholm olympisch ritten, aber viel später heirateten. Beizufügen ist, dass die Frauen in den drei olympischen Disziplinen erst 1952, 1956 und 1964 die Teilnahmeberechtigung erhielten.

Grossväter und Enkel

Drei Grossväter mit olympischer Erfahrung hatten Jahrzehnte später Enkel am Start bei Olympischen Spielen. Roland Perret, der 1956 für die Schweiz die olympische Military bestritt, hatte zwei Enkel, Ben und Felix Vogg, die genau 60 Jahre später zu olympischen Ehren kamen. Pierre Bertran de Balanda, Einzelsilber im Springen bei den Olympischen Spielen von 1928, war der Grossvater von Gilles, 1976 Mitglied der französischen Goldequipe in Montreal. Der Italiener Ranieri di Campello ritt 1936 olympisch, sein Enkel 1988.
Aus Kuriosität die beiden längsten Teilnahmeperioden: Hiroshi Hoket­su: 48 Jahre zwischen seinem Start als Springreiter 1964 und seinem letzten Start als Dressurreiter 2012. Ian Millar: 40 Jahre mit zehn Teilnahmen von 1972 bis 2012.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 42/2020)

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