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Max E. Ammann
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Standpunkt

Die Wofford-Familie

21.06.2023 11:08
von  Max E. Ammann //

Mit James C. Wofford starb am 2. Februar der letzte der drei Brüder Wofford. Alle drei waren bei Olympischen Spielen dabei, wie auch ihr Vater. 

John W. Wofford

Der Vater, John W. Wofford (1898 bis 1955), genannt «Gyp», bestritt 1932 die olympische Springprüfung in Los Angeles. Als Folge der damaligen weltweiten Wirtschaftskrise war das Teilnehmerfeld äusserst bescheiden. In der Schweiz mussten die beiden Internationalen Concours Hippiques Luzern und Genf abgesagt werden. Eine Schweizer Teilnahme kam deshalb – auch der weiten Reise wegen – nicht in- frage. In Los Angeles 1932 bestritten nur elf Reiter aus vier Nationen das Jagdspringen, darunter John W. Wofford mit Babe Wartham. Er schied aus und sprengte so auch die OS-Equipe, bei der die beiden anderen Reiter, Harry Chamberlin und William Bradford, die Plätze zwei und vier belegten (Olympiasieger wurde der Japaner Takeichi Nishi mit Uranus). Sechs der elf Starter schieden aus und kein Land brachte alle drei Reiter ins Ziel.

John W. Wofford verliess die US-Armee 1942 als Oberst. 1950 war er einer der Gründer des «United States Equestrian Team» (USET), der zivilen Organisation, die nach dem endgültigen Rückzug der Armee vom Reitsport für die internationalen Aktivitäten verantwortlich war. Die US-Kavallerie war bekanntlich während des Zweiten Weltkriegs abgeschafft worden. Im Hinblick auf eine Teilnahme an den ersten Nachkriegs-Olympischen-Spielen von 1948 in London erlaubte die US-Armeeführung, dass ab 1947 über ein Dutzend Kavallerieoffiziere für eine Vorbereitung auf den Olympiastart freigestellt wurden. In London gab es für die amerikanischen Offiziere eine Gold- und zwei Silbermedaillen, allerdings nicht im Springen, wo die Equipe ausschied und ihr bester, Franklin Wing, Vierter wurde. 

Jeb Wofford


John W. Wofford wurde der erste Präsident des USET und als die  erste zivile Equipe 1952 nach Helsinki an die Olympischen Spiele fuhr, war er der Missionschef. Mit in der US-Delegation war auch sein ältester Sohn John E.B., «Jeb» genannt. In Helsinki ritt Jeb Benny Grimes in der Military auf Platz 31 und gewann mit der US-Equipe die Mannschaftsbronzemedaille. Jeb Wofford (1931 bis 2021) versuchte, sich später für die Olympiaequipe 1960 in Rom zu qualifizieren. Der sich im ständigen Konflikt mit der USET-Führung befindliche Jeb hatte dann an der US-Olympiaausscheidung in Pebble Beach einen schweren Sturz, bei dem das Pferd auf ihn fiel. Er starb vor zwei Jahren 90-jährig.

Warren Wofford


Der mittlere Sohn, Warren, qualifizierte sich für die Olympischen Spiele von 1956 in Stockholm. Dort musste er als Reservereiter allerdings zusehen. Dafür traf er die englische Springreiterin Dawn Palethorpe – ebenfalls Reservereiterin. Sie heirateten 1957. Warren Wofford ritt einige Jahre weiter – später wurde er Börsenmakler. Dawn gehörte in den 50er-Jahren mit Earlsrath Rambler zu den führenden Amazonen Europas. 1955 und 1956 gewannen sie den begehrten «Queen Elizabeth II Cup» an der «Royal International Horse Show» in London und 1960 gewann sie die Silbermedaille an der Amazonen-EM in Kopenhagen. Im gleichen Jahr bestritt sie in Rom die olympische Springprüfung auf Platz 20. Ihr Beritt war der 16-jährige Hollandia, den Warren 1957 bei seinem Umzug aus den USA mitgebracht hatte und seiner Braut zur Hochzeit geschenkt hatte. Warren Wofford, 1936 geboren, starb 1997, seine Frau, ebenfalls Jahrgang 1936, starb 2015.

James C. Wofford


Der jüngste der drei Wofford-Brüder, James C. «Jimmy» (1944 bis 2023), hatte die erfolgreichste Sportkarriere. Zweimal ritt er mit Kilkenny bei den Olympischen Spielen in der Military. 1968 als Sechster, 1972 als 30. Beide Male gab es Mannschaftssilber. Nach seiner langen aktiven Zeit von 1965 bis 1985 war er Präsident der AHSA, des amerikanischen Pferdesportverbandes (heute USEF), Vizepräsident des USET und Mitglied der FEI-Military-Kommission. Jimmy Wofford war auch ein erfolgreicher Trainer. Die Olympiareiter Kimberly Severson, John Williams, David O’Connor, Karen O‘Connor, Nina Fout und Linda Wiesman hatten bei ihm trainiert. Einige Jahre war er auch Trainer der kanadischen Militaryequipe.

(Erschienen in der PferdWoche Nr. 24/2023)

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