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Max E. Ammann
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Standpunkt

Erinnerung an Goodwood

11.07.2023 11:44
von  Max E. Ammann //

Am 13. Juni starb Susan, die «Duchess of Richmond», 90-jährig. Früher bekannt als «Lady March» war sie, zusammen mit ihrem Ehemann Charles, Gastgeberin von Goodwood: bei den internationalen Dressurturnieren und den Pferderennen. Charles, «Earl of March», wurde 1989, nach dem Tode seines Vaters, der elfte «Duke of Richmond», seine Frau die «Duchess of Richmond». Charles starb 2017.

«Goodwood Festival of Speed» und «Glorious Goodwood»

Der riesige Landsitz Goodwood von 50 Quadratkilometern liegt in der Nähe der Stadt Chichester, in West Sussex, 90 Kilometer südlich von London. In Motorkreisen wurde Goodwood bekannt für seine Autorennen, das viertägige «Goodwood Festival of Speed». Die Pferderennbahn gilt als eine der schönsten der Welt – man nennt die Rennanlage «Glorious Goodwood». Anfangs der 70er-Jahre kamen internationale Dressurprüfungen dazu. Der erste CDI Goodwood fand 1973 statt. 1978 wurde die vierte Weltmeisterschaft vor Goodwood House ausgetragen. Chris­tine Stückelberger gewann, nach dem Olympiasieg von 1976 und zwei Europameistertiteln, mit Granat die WM-Goldmedaille. Die Schweizer Equipe, mit Chris­tine Stückelberger, Claire Koch und Ueli Lehmann, holte Mannschaftssilber. Der Letztere wurde mit Widin Einzelvierter – nach viel kritisierten Richternoten zuguns­ten der Britin Jennie Loriston-Clarke, die dem damals in der Dressur nur eine diskrete Rolle spielenden Gastgeberland die ers­te Championatsmedaille brachte.

«Olympia-Alternative» und Europameisterschaft

Zwei Jahre später wurde Goodwood Gastgeber der Dressurprüfungen der «… alternativen Olympischen Spiele», den Festivals. Diese waren von der FEI durchgeführt worden, nachdem, mit wenigen Ausnahmen, praktisch sämtliche westlichen Länder die Olympischen Spiele von 1980 in Moskau boykottierten. Wieder siegte Chris-tine Stückelberger mit Granat,    und wieder gab es Mannschaftssilber für die Schweiz mit Stückelberger, Ueli Lehmann und Amy-Cathérine de Bary.

1987 wurde die Europameisterschaft in Goodwood ausgetragen. In der Teamwertung wurde die Schweizer Equipe mit Daniel Ramseier, Ueli Lehmann (nun mit Xanthos), Otto Hofer und Chris­tine Stückelberger von den Deutschen nur um drei Punkte distanziert – dies unter heftiger Kritik an der deutschen Richterin im Fünfergremium. Nach der Disqualifikation der drittplatzierten Stückelberger reichten die Resultate der drei andern Schweizer, um die Silbermedaille zu behalten.

Dressur in Goodwood ging noch einige Jahre weiter. Nachdem der zehnte «Duke of Richmond» die Verwaltung des Landsitzes an seinen Sohn, den elften «Duke», übergeben hatte, führte dieser 1993 die von seinem Grossvater bis 1966 durchgeführten Autorennen wieder ein und schuf die Dressur ab. Der letzte CDI fand 1993 statt. Die verstorbene «Duchess of Richmond» war von 2007–2012 Präsidentin von «British Dressage» – in den Jahren, als die britischen Dressurreiter begannen, bei OS/WM/EM regelmässig Einzel- und Mannschaftsmedaillen zu gewinnen.

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