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Max E. Ammann
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Standpunkt

FEI-Championate in der Schweiz

05.07.2022 12:07
von  Max E. Ammann //

In drei Jahren, 2025, werden die drei Weltcupfinals Springen, Dressur und Voltigieren in Basel ausgetragen. Es ist eine Ehre und eine Herausforderung für das Organisationskomitee des CHI Basel. Damit findet der Weltcupfinal Springen nach 1996 und 2010 in Genf zum dritten Mal in der Schweiz statt. Für den CHI Basel ist es nach der fragwürdigen Absage des CHI 2022 durch den Kanton Baselland auch eine Genugtuung. Die Kumulation der drei Weltcupfinals hat die Pressestelle der CHI Classics Basel veranlasst, den Dreierfinal gleich als den bedeutendsten je in der Schweiz durchgeführten Reitsportanlass zu bezeichnen. Dieter Ludwig hat in seiner Onlinezeitung «Pferdewelten» die Pressemeldung zitiert, allerdings etwas abgeschwächt: «Es kommt zum bedeutendsten so gebündelten Reitsportereignis.»

Historisches Ereignis

Der dreifache Weltcupfinalanlass von 2025 wird zweifellos zum sportlich wichtigen Ereignis. Aber historisch gesehen gab es in der Vergangenheit in der Schweiz einige internationaler Pferdesportanlässe, die vor allem sportpolitisch von grösserer Bedeutung waren. Zu erwähnen die zweite Military-EM von 1954 in Basel, die erste Dressur-WM von 1966 in Bern, die zweite Fahr-WM von 1974 in Frauenfeld und die erste Voltigier-WM von 1986 in Bulle. Alle vier Anlässe hatten einen direkten Bezug zu den Pionierrollen, die die Schweiz in den vier Disziplinen spielte. Die Beteiligung der Schweiz in der Organisation von FEI-Championaten geht in die Mitte der 20er-Jahre zurück, als die FEI entschied, 1927 offizielle vorolympische Wettbewerbe in der Dressur und in der Vielseitigkeit durchzuführen. Auf das Springen verzichtete die FEI. Man verwies auf das reiche internationale Angebot an grossen Turnieren: von Rom über Luzern bis London, dazu New York und Toronto.

Vorolympische Wettbewerbe

1926 erkundigte sich die FEI bei ihren damals 17 Mitgliederländern, wer die beiden Anlässe durchführen wolle. Die Schweiz antwortete positiv und bot an, gleich beide vorolympischen Wettbewerbe im Rahmen des CHIO Luzern durchzuführen. So kam es im Juli 1927 am Vierwaldstättersee zu zwei Prüfungen in der Dressur und in der Military, die heute als erste FEI-Championate gelten. Sieger der Military wurde der deutsche Prinz Sigismund von Preussen, der am Tag darauf, nach einem Trainingssturz auf der Allmend, starb. Sieger in der Dressur – ohne die Deutschen, die nach dem Tode des Prinzen abgereist waren – wurde der Bulgare Vladimir Stoytchev. Für die Schweizer gab es Platz zwei in der Dressur durch Adolphe Mercier auf Queen Mary und Platz vier in der Military durch Ernest Haccius.

FEI-Dressurchampionat

Die FEI honorierte den Einsatz von Luzern und des Schweizer Pferdesportverbandes und betraute Luzern mit der Durchführung des ers­ten FEI-Dressurchampionats von 1930. In der Folge kam es zu weiteren FEI-Dressurchampionaten in der Schweiz: 1934 in Thun, 1951 in Bern, 1955 erneut in Thun und 1959 in St. Gallen. Von den 17 FEI-Dressurchampionaten 1930 bis 1962 wurden somit deren fünf in der Schweiz ausgetragen. Ab 1963 entschied sich die FEI zur noch heute gültigen Championatseinteilung: EM in den ungeraden Jahren, WM in den nicht von den olympisch besetzten geraden Jahren. So kam es 1966 zur ersten WM der Dressurreiter in der EMPFA in Bern. Die Wahl von Bern war zweifellos als Anerkennung der in der Schweiz durchgeführten FEI-Dressurchampionate gedacht, aber auch als eine Würdigung der Schweizer Dressurerfolge durch die EMPFA-Unteroffiziere. 1977 organisierte St. Gallen die Dressur-EM und 1982 kam es in Chalet-à-Gobet oberhalb Lausanne erneut zu einer WM.

Military-EM: Basel, Frauenfeld, Avenches

Nach Luzern 1927 hatte die FEI Mühe, Veranstalter für ein der Dressur analoges FEI-Militarychampionat zu finden. Nur gerade zweimal, 1939 und 1947, kam es zu solchen in Turin, beide Male mit starken Schweizer Leistungen. Auch als die FEI beschloss, ab 1953 eine jährliche Military-EM auszuschreiben, fand sich nicht jedes Jahr ein Veranstalter. Erst nach 1965 kam es zum Zweijahresrhythmus der Military-EM. Die zweite Military-EM von 1954 wurde in Basel ausgetragen. Fast 30 Jahre später, 1983 in Frauenfeld, kam es zu einer weiteren Military-EM in der Schweiz, und dann letztes Jahr in Avenches.

Fahr- und Voltige-Championate

Nachdem der Fahrsport 1969 in die FEI aufgenommen wurde – vorerst nur Prüfungen für Vierspänner – kam es 1970 zu ersten Fahrturnieren nach dem neuen FEI-Fahrreglement. In England und den USA nur national. Aber im Rahmen des CSIO Luzern wurde der erste CAI ausgetragen. Hinter dem Ungaren Imre Abonyi und dem Deutschen Fred Freund wurde der EMPFA-Fahrer Auguste Dubey Dritter. Fünf Schweizer Privatgespanne nahmen teil. Auch hier honorierte die FEI die Pionierrolle der Schweiz, im dem sie die zweite Vierspänner-WM von 1974 nach Frauenfeld vergab. 1981 kam es in Zug zur letzten EM. (Diese wurde erst 2011 wieder eingeführt.)
Voltigieren wurde anfangs der 80er-Jahre in die FEI aufgenommen. Die erste EM fand 1984 in Österreich statt, die erste WM 1986 in Bulle. Sechs Jahre davor hatte 1978 in St. Moritz ein grosses internationales Voltigierturnier stattgefunden, dessen Erfolg mit dazu beitrug, dass Voltigieren in die FEI kam. 1991 wurde in Bern eine Voltigier-EM durchgeführt.

EM Springen: Luzern, St. Gallen

Der Springsport, für den die FEI in den 30er-Jahren keine Championatsnotwendigkeit gesehen hatte, erhielt in den 50er-Jahren gleich mehrere Championate. 1953 fand in Paris die erste WM mit Pferdewechsel statt, 1957 in Rotterdam die erste EM, ebenfalls 1957 in Spa die erste Amazonen-EM und schliesslich 1965 die erste WM der Amazonen. In der Schweiz wurden drei Spring-EMs organisiert: 1966 in Luzern sowie 1987 und 1995 in St. Gallen. Dazu kam 1971 die vorletzte EM der Amazonen in St. Gallen. Neben diesen FEI-Championaten der Elite war die Schweiz Gastgeber zahlreicher Europameisterschaften der Jungen Reiter und Junioren. Es begann 1970 mit der EM der Springreitjunioren in St. Moritz, wo Markus Fuchs seinen ers­ten Titel gewann. Nach 1970 waren die Schweizer fünf weitere Male Gastgeber für die Springjunioren und zweimal für die Jungen Reiter.
In der Dressur gab es zwei FEI-Nachwuchs-EMs in Bern. In der Military wurden je einmal um FEI-Championatsehren in Chalet-à-Gobet und Avenches geritten.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 26/2022)

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