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Max E. Ammann
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Standpunkt

WM, Weltcupfinal, EM und andere Championate

21.09.2023 10:09
von  Max E. Ammann //

Vor bald 100 Jahren, 1927, unternahm die sechs Jahre zuvor gegründete «Fédération Equestre Internationale» FEI den Versuch, Championate in den nichtolympischen Jahren einzuführen. Zu dieser Zeit gab es im Pferdesport als weltumspannende Wettbewerbe nur Olympia. Dreimal waren sie bis anhin mit Springen, Dressur und Military ausgetragen worden: 1912 in Stockholm, 1920 in Antwerpen und 1924 in Paris.

Championatspremiere

Nun wollte die FEI ihre eigenen Championate. Sie fragte den Schweizer Pferdesportverband (damals Verband der Schweizerischen Renngesellschaften – SRG – seit 1923 FEI-Mitglied) an, ob unter den Schweizer Rennvereinen Inte-resse an der Organisation derartiger Championate bestehe. Der Rennverein Luzern, seit 1909 auch Organisator eines internationalen Springturniers, war interessiert an Dressur und Military. Nicht aber am Springen. Nach dieser Championatspremiere mit Dressur und Military in Luzern 1927 dauerte es drei Jahre, bis die FEI die Idee wieder aufnahm, allerdings nur für die Dressur. Von 1930 bis 1939 gab es in allen nichtolympischen Jahren ein FEI-Dressurchampionat. Mit 1930 in Luzern und 1934 in Thun war die Schweiz bei diesen acht Austragungen zweimal Gastgeber. Für die Military fand die FEI nur gerade 1939 in Turin einen Organisator. Die FEI verzichtete fürs Springen, Veranstalter zu finden.

Military-EM in Basel

Nach dem Krieg ging es weiter. Die FEI-Dressurchampionate wurden erst 1949 wieder aufgenommen. Bis diese 1963 durch die Dressur-EM abgelöst wurde, gab es neun FEI-Dressurchampionate, darunter dreimal in der Schweiz (1951 Bern, 1955 Thun und 1959 St. Gallen). In der Military stellte sich 1947 Turin erneut als Organisator zur Verfügung. Dort feierten die Schweizer, bei allerdings bescheidener Besetzung, einen dreifachen Sieg. Unter dem Einfluss der Engländer, die 1949 ihre ersten «Badminton Horse Trials» durchgeführt hatten, erlaubte die FEI ab 1953 die Durchführung einer Military-EM. 1954 war Basel Veranstalter. In den nächsten zehn Jahren fand die FEI dreimal keinen Organisator.

OS – EM – WM – EM

Im gleichen Jahr 1953 schuf die FEI eine Weltmeisterschaft der Springreiter, nach dem Vorbild der wenige Jahre zuvor eingeführten französischen Meisterschaft, mit Pferdewechsel. Diese WM wurde vorerst bis 1956 jährlich durchgeführt, dann erst wieder 1960, im Jahr der Olympischen Spiele. Nach den Olympischen Spielen von Tokio 1964 entschied sich die FEI schliesslich für den noch heute gültigen Vierjahresrhythmus der Championate: Olympische Spiele – Europameisterschaft – Weltmeis-terschaft – Europameisterschaft. So wurden 1966 die ersten Weltmeisterschaften in der Dressur und in der Military durchgeführt und die Springreiter-WM fand nach 1960 wieder statt – allerdings im fernen Buenos Aires (ARG) mit einer bescheidenen Beteiligung. Als Kompensation erlaubte die FEI im gleichen Jahr 1966 die Durchführung der Springreiter-EM (in Luzern). Die Springreiter-EM war 1957 eingeführt worden. Da an dieser EM nur Männer teilnehmen durften, schuf die FEI gleichzeitig eine Amazonen-EM. 1965 kam gar noch eine Amazonen-WM dazu. Nach 1974 wurden die beiden wieder abgeschafft – ab 1975 durften die Frauen mit den Männern um FEI-Championatsehren mitreiten.

Weltcup der Springreiter

1978 wurde der Weltcup der Springreiter eingeführt, mit dem ersten Final im April 1979 in Göteborg. Zweimal, 1996 und 2010, war Genf Gastgeber. 1985 folgte der Weltcup der Dressurreiter. Beide Weltcups, Springen und Dressur, setzten sich sofort durch. Schwieriger war es mit der Schaffung eines Weltcups der Militaryreiter. Erste Sondierungen gab es anlässlich der Olympischen Spiele von 1988 in Seoul (KOR) durch die Amerikaner. Aber die Briten, mit der FEI-Präsidentin Prinzessin Anne, winkten ab. Der zweite Versuch kam 2000 durch Jack Le Goff während der Olympischen Spiele in Sydney (AUS). 2003 wurde der Weltcup- Eventing Wirklichkeit. Der erste Final wur­de in Pau ausgetragen. Weitere folgten jährlich bis 2006, dann ging es auf und ab: kein Final 2007, dann wieder zwei Finals 2008 und 2009. Schliesslich 2010, 2011 und 2012 gab es, wie 2007, einen Sieger nach der Jahrespunktewertung. Dann kam das Ende, nach zehn Jahren, mit sechs Finals. Dies zur Geschichte von WM, EM und WCF in den drei olympischen Disziplinen. 

Championate im Fahrsport

Der Fahrsport wurde 1969 als vierte Disziplin in die FEI aufgenommen. 1971 kam es zum ers­ten FEI-Championat, der Viererzug-EM 1971 in Budapest. 1972 folgte die erste WM in Münster. Der Schweizer EMPFA-Fahrer Auguste Dubey war erster Weltmeis­ter. 1974 wurde die Viererzug-WM in Frauenfeld ausgetragen – 1981 die Viererzug-EM in Zug. Die Zweispännerfahrer erhielten ihre erste Weltmeisterschaft 1983 im italienischen Montemaggiore. Die Einspänner mussten bis 1998 warten. Für die Ponyfahrer gab es von 1995 bis 2001 eine EM der Vierspänner, dann ab 2003 eine WM die drei Anspannungen kombiniert.

Endurance und Voltigieren

Endurance und Voltigieren wurden gleichzeitig Mitte der 80er-Jahre in die FEI aufgenommen: 1984 gab es für beide Disziplinen die erste EM, 1986 die erste WM. Organisator der ersten Voltigier-WM war 1986 Bulle. 1991 folgte die EM in Bern, wo diesen Sommer erneut um EM-Ehren voltigiert wird. Neben den Europa­meis­terschaften gibt es auch Championate auf anderen Kontinenten. 1951 fanden die ersten Panamerikanischen Spiele statt, 1982 die ersten Asienspiele.

Regionale Meisterschaften

Daneben gibt es fast unzählige  regionale Meisterschaften, zum Teil mit langer Tradition – zum Teil wieder verschwunden. Am bekanntesten sind in Europa die Nordischen Meisterschaften und die Balkan-Meisterschaften. Einige Jahre gab es die Benelux-Meisterschaften. Zu erwähnen weiter der «Coupe des Alpes» in der Vielseitigkeit und der Donau-Alpen-Pokal der Zweispännerfahrer. In Mittel- und Zentralamerika gab und gibt es die «Juegos Bolivar» und die «Juegos Centro  Americanos». In Südamerika die Südamerikanischen Meisterschaften. Zu erwähnen weiter die Mittelmeerspiele seit 1951, die Panarabischen Spiele, die 1985 erstmals ausgetragen wurden, und die sogenannten «SEA Games», die Südostasienspiele (Thailand, Indonesien, Philippinen, Malaysia und Singapur). Einige Jahre gab es auch eine Meis­terschaft der Maghrebstaaten Algerien, Tunesien und Marokko. Zum Obigen kommen die Meisterschaften der Jungen Reiter, Junioren, Ponyreiter und Children, die Mannschaftswettbewerbe   sowie die 1979/82 eingeführten Förderungswettbewerbe der FEI.

(Erschienen in der PferdeWoche Nr. 33/2023)

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